Wirtschaft

Neun Jahre nach Hypo-Pleite Prozess gegen Ex-HRE-Chef Funke eingestellt

Funke muss 18.000 Euro zahlen.

Funke muss 18.000 Euro zahlen.

(Foto: dpa)

Im Jahr 2008 reißt die Pleite der Münchner Immobilienbank Hypo Real Estate in den Strudel der internationalen Finanzkrise. Deren Chef Georg Funke wird zum Gesicht verantwortungsloser Bankiers. Doch vor Gericht kommt er straffrei davon.

Die früheren Spitzenmanager der Skandalbank Hypo Real Estate (HRE) kommen im Strafprozess um Bilanzfälschung und Marktmanipulation glimpflich davon. Der Prozess gegen den ehemaligen HRE-Chef Georg Funke und den früheren Finanzchef Markus Fell werde gegen Geldauflagen eingestellt, teilte das Landgericht München mit.

Die von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfe gegen beide Angeklagte konnten im Rahmen der bereits erfolgten Beweisaufnahme bisher nicht ausreichend aufgeklärt werden. Das Gericht hatte Zweifel, dass die Beweisaufnahme vor Eintritt der Verjährung im März beziehungsweise August 2018 abgeschlossen werden kann.

Die Staatsanwaltschaft hatte Fell und Funke vorgeworfen, die Öffentlichkeit bewusst über die Geldnöte der Immobilienbank getäuscht zu haben, die in den Strudel der internationalen Finanzkrise geraten war und schließlich im Herbst 2008 in einer dramatischen Rettungsaktion vom Staat aufgefangen wurde. Im äußersten Fall hätten den beiden Angeklagten mehrjährige Haftstrafen droht. Funke muss 18.000 Euro zahlen, Fell 25.000 Euro, die jeweils zwei gemeinnützigen Vereinen zugutekommen.

Funke sieht Steinbrück als Schuldigen

Funke galt als deutsche Symbolfigur der im Jahr 2008 begonnenen internationalen Finanzkrise. Die Staatsanwaltschaft warf Funke vor, die Krise der Bankengruppe im Geschäftsbericht 2007 und im ersten Halbjahr 2008 verschleiert und geschönt zu haben - "eine unvertretbar und evident falsche Darstellung der Liquiditätslage der HRE", wie es hieß.

Für Deutschlands Steuerzahler war die HRE der teuerste Schadenfall der Krise. Die Bankengruppe wurde mit direkten Kapitalspritzen des Bundes in Höhe von knapp zehn Milliarden Euro plus Staatsbürgschaften über weitere 124 Milliarden Euro vor dem Kollaps gerettet. Eine Insolvenz der "systemrelevanten" Bank hätte nach damaliger Einschätzung im Dominoeffekt weitere große Bankpleiten nach sich gezogen.

Funke macht seinerseits den damaligen SPD-Finanzminister Peer Steinbrück und die Umstände für das spektakuläre Scheitern der Immobilienbank verantwortlich. Im September 2008 hatte der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers zur Folge, dass die wechselseitige Kreditvergabe der Banken quasi über Nacht zum Erliegen kam - der HRE ging das Geld aus.

Schuldenberg von 183 Milliarden Euro

2009 musste die HRE schließlich notverstaatlicht und anschließend zerschlagen werden. Die dafür gegründete staatliche "Bad Bank" FMS übernahm den schlechten Teil des Geschäfts. Die FMS sitzt immer noch auf einem Berg von Schulden und derzeit nicht einlösbaren Forderungen. Stand 30. Juni 2016 waren es laut Bundesfinanzministerium noch 183 Milliarden Euro. Die Abwicklung wird voraussichtlich noch Jahrzehnte dauern.

Funke war im Oktober 2008 in der deutschen Öffentlichkeit zum Buhmann geworden, weil er nach seinem Sturz Gehalt und Pensionsnachzahlungen in Millionenhöhe forderte. Der Ex-Banker ließ sich dann als Immobilienmakler auf Mallorca nieder, ist inzwischen jedoch nach Deutschland zurückgekehrt und wohnt in einem Münchner Vorort.

Quelle: ntv.de, shu/rts/dpa

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