Wirtschaft

Investoren gehen auf Distanz René Benkos Signa-Imperium bröckelt

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
elbtower.JPG

René Benkos Signa-Gruppe scheint zunehmend in Schwierigkeiten zu stecken. Nicht nur die Turbulenzen am Immobilienmarkt hinterlassen Spuren. Der österreichische Immobilieninvestor und Galeria-Eigner verliert auch langjährige Wegbegleiter.

Die schlechten Nachrichten aus dem Einzelhandels- und Immobilienimperium des milliardenschweren österreichischen Investors René Benko reißen nicht ab: Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Insider berichtet, kehren treue Weggefährten Benko nun den Rücken zu. Binnen weniger Tage ist demnach ein zweiter langjähriger Investor auf Distanz zum Immobilienunternehmer und seiner Signa Holding gegangen. Wie das Blatt schreibt, handelt es sich um Torsten Toeller. Der Gründer der Tiernahrungskette Fressnapf soll eine Verkaufsoption für seine Anteile an der Signa Holding ausgeübt haben.

Toeller, der seit 2013 bei Benkos Immobilienfirma investiert ist, hielt zuletzt einen Anteil an der Signa Holding von 4,5 Prozent. Weder Toeller noch Signa seien zunächst für eine Stellungnahme zu erreichen gewesen, schreibt das Blatt.

Vergangene Woche hatte bereits die Beraterlegende Roland Berger dem "Handelsblatt" bestätigt, dass er seine Verkaufsoption für seine Anteile an Signa Prime ausgeübt habe. Insidern zufolge fühlen sich die Investoren von Benko und Signa nicht ausreichend über die wirtschaftliche Situation der Gruppe unterrichtet. Sie wollten mit ihrem Rückzug Druck auf Benko ausüben, der Signa ganz auf seine Person zugeschnitten habe, heißt es. Auch wenn der österreichische Unternehmer keine operative Funktion mehr innehabe - er ist nur noch Vorsitzender des Beirats - treffe er als größter Anteilseigner und Gründer immer noch die wichtigsten Entscheidungen, heißt es unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Liquiditätsprobleme: Benkos Sporthandel ist insolvent

Alle Entwicklungen deuten darauf hin, dass Benkos Imperium wankt. Wenige Tage zuvor hatten bereits die Insolvenzanträge des Online-Shops Tennis-Point und dessen Muttergesellschaft Signa Sports Unites (SSU) für Schlagzeilen gesorgt. Anlass für die Insolvenzanmeldung war laut SSU die zu geringe Finanzdecke nach Kündigung einer Eigenkapitalzusage der Signa Holding GmbH. Die Holding von Benko hatte zuvor eine Finanzierungszusage in Höhe von 150 Millionen Euro für SSU zurückgezogen. Liquiditätsprobleme sind nicht zu übersehen.

Das E-Commerce-Unternehmen SSU war 2021 an die New Yorker Börse gegangen und kam in der Spitze auf einen Börsenwert von 3,2 Milliarden Dollar. Der Handel mit SSU-Papieren an der New Yorker Börse war bereits am 11. Oktober ausgesetzt worden. Zu SSU gehören auch zahlreiche Shops wie Fahrrad.de, Bikester, Probikeshop, Campz, Addnature, TennisPro and Outfitter.

Zu Benkos Signa-Gruppe gehört auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK), die bereits zweimal insolvent ging und mit 680 Millionen Euro Staatshilfe gerettet wurde. Trotzdem hat sie immer noch nicht die wirtschaftliche Wende geschafft. Im vergangenen Jahr forderte Benkos Dachgesellschaft Signa Holding noch weitere 238 Millionen Euro Staatshilfe. Vergeblich. Er selbst sollte dafür 50 Prozent der Kreditsumme beisteuern. Benko war nur bereit, 15 Prozent beizusteuern.

Immobilienkrise sorgt für Risse im Signa-Fundament

Nicht nur Benkos Handelssparte befindet sich im Krisenmodus. Auch das Immobiliengeschäft, auf dem sein ganzes Imperium aufgebaut ist, hat Schlagseite. Die Probleme, die der gesamten Immobilienbranche zusetzen, bekommt auch Signa zu spüren. Dazu gehören vor allem die kräftig gestiegenen Zinsen, die die Kosten für Bauprojekte nach oben treiben. Auch die sinkenden Immobilienpreise hinterlassen Spuren.

Liquiditätsprobleme sind nicht mehr zu übersehen. Mehrere Projekte mussten gestoppt werden, unter anderem der Bau des Elbtowers in Hamburg. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf das beauftragte Bauunternehmen Lupp schreibt, ist Signa in Zahlungsverzug und Benko auf der Suche nach frischem Kapital, damit auf der Baustelle weitergearbeitet werden kann.

Die "Rheinische Post" berichtet unterdessen von ähnlichen Problemen beim Umbau des Carsch-Hauses in Düsseldorf. Die Refinanzierung zahlreicher Kredite soll sich ebenfalls schwierig gestalten. Wie es heißt, versucht Benko seine Altinvestoren zu überzeugen, weiteres Kapital nachzuschießen.

Eine Kapitalerhöhung im Sommer ist angeblich nur mit Ach und Krach gelungen. Fressnapf-Gründer Toeller hat da bereits kein Geld mehr nachgeschossen und lieber eine Verwässerung seiner Anteile in Kauf genommen. Wie es weiter heißt, ist bereits ein alter Bekannten im Hause Signa unterwegs, um sich jetzt einen Überblick zu verschaffen: der renommierte Insolvenz- und Restrukturierungsberater Arndt Geiwitz.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen