Schäden "nicht unerheblich" Risse an zwei weiteren französischen AKWs entdeckt
10.03.2023, 09:26 Uhr Artikel anhören
Betroffen seien ein Reaktor des Atomkraftwerks Cattenom sowie ein weiterer des Atomkraftwerks Penly, teilte die Behörde für Atomsicherheit mit.
(Foto: picture alliance / Ulrich Baumgarten)
Erst vor wenigen Tagen beunruhigt ein größerer Leitungsriss im Atomkraftwerk Penly die Sicherheitsbehörde. Nun werden an zwei weiteren Reaktoren Abnutzungserscheinungen festgestellt. Die Behörde fordert den Betreiber auf, "mögliche weitere Fälle aufzuspüren".
In Frankreich sind erneut Risse an zwei Atomreaktoren entdeckt worden. Diese seien "nicht unerheblich", erklärte die Behörde für Atomsicherheit (ASN). Offenbar handele es sich um Abnutzungserscheinungen. Betroffen seien ein Reaktor im Atomkraftwerk Penly im Norden des Landes und ein weiterer Reaktor in Cattenom in Ostfrankreich. Erst am Dienstag hatte die ASN bekanntgegeben, dass in Penly ein ungewöhnlich langer und tiefer Riss in einem Leitungsrohr entdeckt worden sei. Es ist der bislang größte entdeckte Korrosionsschaden in einem französischen Atomreaktor.
Wegen anhaltender Probleme mit seinem alternden Atompark hatte Frankreich im vergangenen Jahr so wenig Strom produziert wie seit drei Jahrzehnten nicht. Präsident Emmanuel Macron will noch während seiner Amtszeit den Grundstein für die ersten beiden von sechs neuen Atomreaktoren legen, die just in Penly gebaut werden sollen.
Kein Haarriss, sondern ein Problem
Der in einem Rohr des Atomkraftwerks Penly entdeckte, gut 15 Zentimeter lange Riss hatte Besorgnis bei der Behörde für Atomsicherheit ausgelöst. Die Behörde forderte den Betreiber EDF auf, "mögliche weitere Fälle aufzuspüren", sagte Bernard Doroszczuk im Senat Paris. Auch mache ihre Behörde Druck, damit der Betreiber seine "Kontrollstrategie" anpasse.
Die Aufsichtsbehörde hatte am Vorabend bekannt gegeben, dass EDF den Riss an einem Rohr des Notkühlsystems zwei Tage zuvor gemeldet habe. Demnach handelt es sich um einen 155 Millimeter langen Riss, was einem Viertel des Durchmessers entspricht. Der Riss sei 23 Millimeter tief, bei einer Rohrdicke von 27 Millimetern. "Das ist kein Haarriss", sagte Doroszczuk, "das ist ein Problem".
"Wegen möglicher Folgen und der erhöhten Wahrscheinlichkeit eines Bruchs" stufte die Behörde den Riss auf der INES-Skala für die Bewertung nuklearer Ereignisse auf Stufe zwei als Störfall ein. Menschen oder die Umwelt seien dadurch nicht gefährdet. Der Reaktor ist derzeit abgeschaltet. Er sollte im Mai wieder hochgefahren werden.
Quelle: ntv.de, lar/AFP