Wirtschaft

Inmitten von Rubel-Talfahrt Russische Zentralbank liebäugelt mit Zinserhöhung

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
420938149.jpg

Trotz unternommener Gegenmaßnahmen ist der Rubel momentan so schwach wie zuletzt Ende März 2022. Bei seiner Talfahrt durchbricht die russische Währung zuletzt eine neue Marke. Die Zentralbank ist in Alarmbereitschaft - und könnte schon bald wieder die Zinsen erhöhen.

Vor dem Hintergrund der Rubel-Talfahrt und steigender Inflationsgefahr verdichten sich in Russland die Hinweise auf eine Zinserhöhung. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete unter Berufung auf die Zentralbank, eine Anhebung auf der nächsten regulären Sitzung im September sei möglich. Zudem sehe die Notenbank keine Gefahr für die Finanzstabilität in Russland durch den Verfall des Rubel.

US-Dollar / Rubel
US-Dollar / Rubel 81,25

Die Landeswährung verlor zu Wochenbeginn 1,4 Prozent auf 101,16 gegenüber dem Dollar und war damit so schwach wie seit März 2022 nicht mehr. Damals war die Devise nach Russlands Angriff auf die Ukraine wegen der gestiegenen Energiepreise für einige Wochen in die Höhe gesprungen. Der Rubel hat dieses Jahr bereits rund 30 Prozent an Außenwert gegenüber dem Dollar eingebüßt.

Maxim Oreschkin, der Wirtschaftsberater von Präsident Wladimir Putin, betonte in einem Kommentar, der Kreml wolle einen starken Rubel sehen und erwarte eine baldige Normalisierung. Dies gilt als möglicher Fingerzeig, dass die Zentralbank bereits vor ihrer nächsten geplanten Zinssitzung Mitte September aktiv werden sollte. "Die Hauptursache für die Schwächung des Rubel und die Beschleunigung der Inflation ist die lockere Geldpolitik", schrieb Oreschkin.

Die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung im September sei hoch, hatte der Vizechef der Zentralbank, Alexej Sabotkin, gesagt. Die Währungshüter in Moskau hatten den Leitzins im Juli erstmals seit den Anfängen der Invasion der Ukraine wieder erhöht - und dies überraschend kräftig um einen vollen Punkt auf 8,5 Prozent. Die Teuerungsrate ist im Juli mit 4,3 Prozent über die von der Zentralbank angestrebte Marke von 4,0 Prozent hinausgeschossen. Die Notenbank rechnet damit, dass sie dieses Jahr bei 5,0 bis 6,5 Prozent landen wird und erst 2024 zum Stabilitätsziel zurückkehren wird.

"Zentralbank hat nicht die volle Kontrolle"

Mit den steigenden Inflationsgefahren geht die Schwäche des Rubel einher, gegen die die Notenbank mit dem Verkauf von Devisenbeständen ankämpft. Die Währungshüter haben mit einer flexiblen Zinsreaktion maßgeblich dazu beigetragen, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Konflikts und der westlichen Sanktionen gegen Russland abzupuffern.

"Die Zentralbank hat nicht die volle Kontrolle", sagte der Moskauer Ökonom Ian Melkumow. Sie verfüge zwar über kraftvolle Instrumente, nutze diese derzeit aber nur ungern. Die Zentralbank könne die Zinsen zwar drastisch anheben, so wie sie es nach Beginn der vom Kreml als 'spezielle Militäroperation' bezeichneten Invasion der Ukraine bereits getan habe. Bereits eine Erhöhung auf 15 Prozent würde aus Sicht des Experten den Rückgang des Rubel stoppen. Aber die Zentralbank wolle die Wirtschaft nicht mit einem solch großen Schritt abwürgen.

Quelle: ntv.de, jki/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen