Verdi vermutet Vergeltungsschlag Ryanair zieht sich aus Bremen zurück
01.10.2018, 18:05 Uhr
Ryanair zieht Maschinen aus Deutschland ab.
(Foto: picture alliance/dpa)
In sechs Ländern streiken Ryanair-Beschäftigte. Es ist nicht der erste Ausstand. Bereits vor dem Streik hat der irische Billigflieger mit Konsequenzen gedroht. Nun dünnt die Airline in Deutschland ihr Angebot aus - und kassiert die Prognose.
Der Billigflieger Ryanair zieht mehrere Maschinen aus Deutschland ab. Der Standort Bremen mit zwei stationierten Flugzeugen soll Anfang November schließen, wie die irische Gesellschaft am Montag ankündigte. Im nordrhein-westfälischen Weeze werden zwei von fünf Flugzeugen abgezogen. "Alle betroffenen Kunden wurden benachrichtigt. Der Großteil der Strecken wird fortgeführt", teilte Sprecher Robin Kiely mit. Von Bremen aus sollen ausländische Maschinen die meisten Strecken übernehmen, in Weeze sollen das die drei verbleibenden Flugzeuge machen.
"Die Schließung des Bremer Standorts ist der Versuch eines Vergeltungsschlages als Reaktion auf die Streiks der Beschäftigten, die für ihre berechtigten Forderungen kämpfen", teilte die Gewerkschaft Verdi mit. "Das Verhalten von Ryanair ist skandalös und unwürdig." An beiden Standorten hätten sich viele Beschäftigte an den Warnstreiks beteiligt. Laut Verdi arbeiten in Bremen rund 90 Mitarbeiter für Ryanair. "Wir fordern Ryanair auf, diese Entscheidung sofort zurückzunehmen und nicht die Existenz der Beschäftigten zu bedrohen", teilte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle mit.
Bereits in den vergangenen Wochen sei es zu massiven Einschüchterungsversuchen gegenüber Beschäftigten gekommen, kritisierte Verdi. Ryanair habe Streikende durch Vorgesetzte beobachten und fotografieren lassen und den Streik für illegal erklärt. Behle rief die Airline auf, die Schließungspläne und die Reduzierung von Flugzeugen unverzüglich zurückzunehmen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Die Fluggesellschaft hatte zuvor ihre Geschäftserwartungen gesenkt, etwa weil Treibstoff teurer geworden ist. Das bereinigte Betriebsergebnis werde im bis März laufenden Geschäftsjahr 2018/19 zwischen 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro betragen. Das seien zwölf Prozent weniger Gewinn als ursprünglich in Aussicht gestellt. Die Streiks hätten zudem das Vertrauen der Kunden untergraben, sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary.
Am Freitag waren wegen der Ausstände bei Flugbegleitern und Piloten mindestens 250 Flüge ausgefallen. Beschäftigte in sechs Ländern hatten sich an dem Ausstand beteiligt. Das fliegende Personal will höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen nach dem jeweiligen nationalen Recht erreichen. Laut O'Leary musste der Billigflieger weniger Buchungen für die Herbstferien und die Weihnachtssaison verkraften. Auch die Ticketpreise fielen niedriger aus als gedacht. Die Airline verringert ihre Kapazitäten nun für die Wintersaison um ein Prozent. Ryanair hat bereits in mehreren Ländern wegen Streiks mit der Verlagerung von Arbeitsplätzen gedroht.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP/rts