Wirtschaft

Erst vor zwei Jahren gekauft SAP kann Wert der Tochter fast verdoppeln

SAP-Chef Klein zufolge war Qualtrics-Gründer Smith irritiert über den Abgang von Kleins Co-Chefin Morgan.

SAP-Chef Klein zufolge war Qualtrics-Gründer Smith irritiert über den Abgang von Kleins Co-Chefin Morgan.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ende 2018 kauft SAP die Datenplattform Qualtrics für rund 8 Milliarden Dollar. Jetzt bringt der deutsche Softwarekonzern die Tochter an die Börse, versucht so, Qualtrics-Gründer Smith bei Laune zu halten und erzielt eine Bewertung von mehr als 15 Milliarden Dollar. Dennoch fällt die SAP-Aktie.

Der deutsche Softwareriese SAP hat den Wert der US-Tochter Qualtrics mit dem Börsengang an der Wall Street nahezu verdoppelt. Vor der Erstnotiz an der Nasdaq wird das erst Ende 2018 von SAP übernommene Unternehmen mit mehr als 15 Milliarden Dollar bewertet. Die Aktien wurden zu je 30 Dollar platziert, wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person Reuters sagte. Offiziell hat sich Qualtrics noch nicht dazu geäußert.

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Der Walldorfer Dax-Konzern hatte für den Software-Anbieter aus den USA, seinem letzten großen Zukauf, rund 8 Milliarden Dollar auf den Tisch gelegt. Durch den Börsengang winken Einnahmen von mehr als 1,5 Milliarden Dollar. Erst Anfang der Woche hatte Qualtrics die Preisspanne auf 27 bis 29 (vorher 22 bis 26) Dollar geschraubt. Der Ausgabepreis liegt noch darüber. Das ist in den USA - anders als in Deutschland - möglich. Für den deutschen Mutterkonzern, der mit mehr als 80 Prozent weiterhin die Mehrheit hält, dürfte sich die Emission auszahlen, da Qualtrics einen Großteil der Einnahmen nach Walldorf weiterreicht.

Plattform sammelt Feedback und Daten

Mit der Qualtrics-Plattform können Firmen und Behörden Feedback und Daten von Kunden und Mitarbeitern einsammeln, um diese in Echtzeit zu analysieren und weiterzuverarbeiten. Die SAP-Aktie fiel im frühen Handel trotzdem um rund ein Prozent. Am Mittwoch hatte der Konzern ein neues Angebot vorgestellt, um Kunden den Weg in die Cloud zu erleichtern.

Es ist erst das zweite Mal in der fast 50-jährigen Firmengeschichte, dass SAP eine Sparte an die Börse bringt, statt sie zu integrieren. Qualtrics-Mitgründer Ryan Smith, der das Unternehmen 2002 in Provo im US-Bundesstaat Utah zusammen mit seinem Bruder und seinem Vater gründete, träumte lange von einem Börsengang und hatte diesen schon 2018 im Visier, bevor SAP zugriff. In den USA hat Basketball-Liebhaber Smith kürzlich für Schlagzeilen gesorgt, weil er das NBA-Team Utah Jazz kaufte.

Der Gang aufs Parkett ist SAP-Chef Christian Klein zufolge auch eine Möglichkeit, Smith an Bord zu halten. Smith hat sich bereits im Vorfeld der Emission ein Paket von einem Prozent der Qualtrics-Aktien für etwa 120 Millionen Dollar gesichert. Klein hat in einem Interview angedeutet, dass Smith irritiert darüber war, wie schnell sich das Personalkarussell bei SAP dreht - vor allem der Abgang der zeitweiligen Co-Chefin Jennifer Morgan 2020, die nur gut ein halbes Jahr im Amt blieb, habe ihn überrascht.

Der Umsatz von Qualtrics ist nach vorläufigen Zahlen im abgelaufenen Quartal um bis zu 24 Prozent auf 214,5 Millionen Dollar gestiegen. Weitere Details wird SAP am Freitag bei der Veröffentlichung der endgültigen Zahlen bekannt geben. Experten rechnen damit, dass das Wachstum der Plattform sich noch beschleunigen kann. Dazu könnten nach dem Börsengang auch Partnerschaften mit SAP-Konkurrenten wie Salesforce.com oder Workday beitragen, die bisher nicht möglich waren.

Quelle: ntv.de, lwe/rts

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