Energy Valley statt Solar Valley Sachsen-Anhalt erhält Mega-Investition
08.05.2019, 16:51 Uhr
Rund 600 Millionen Euro will das US-Unternehmen Farasis in Sachsen-Anhalt investieren.
(Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa)
Bislang werden in Sachsen-Anhalt keine Autos gebaut. Dafür gibt es reichlich Zulieferer. Nun kommt ein weiterer hinzu. Für mehrere hundert Millionen baut ein US-Unternehmen eine Batteriefabrik - und will seine Europa-Zentrale mitbringen.
In Sachsen-Anhalt bahnt sich die größte Unternehmensinvestition der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte an. In dem Bundesland soll in den kommenden Jahren ein Werk für Batterien von E-Autos entstehen. Das US-Unternehmen Farasis will bis 2022 rund 600 Millionen Euro in Bitterfeld-Wolfen investieren, wie das Unternehmen und Wirtschaftsminister Armin Willingmann gemeinsam verkündeten. Mindestens 600 Arbeitsplätze sollen entstehen. Der Ort wird zudem Europa-Sitz des Unternehmens.
"Das ist die größte Unternehmensinvestition in den letzten mehr als 15 Jahren", sagte SPD-Minister Willingmann. Die Ansiedlung passe zum Land: Rund 270 Autozulieferer säßen in Sachsen-Anhalt und beschäftigten 23.000 Menschen. "Es ist gut, dass das weitergeht und die Branche in die Zukunft schaut und das ist fraglos die Elektromobilität." Es gebe weitere Verhandlungen zu Großansiedlungen im Land, auch in diese Richtung. "Elektromobilität kommt an hier."
In Gesprächen mit allen Autobauern
Zum Start will Farasis in Bitterfeld-Wolfen Batterien mit einer Produktionskapazität von 6 bis 10 Gigawattstunden bauen, wie der Chef für das Europa-Geschäft, Sebastian Wolf, sagte. Damit ließen sich etwa 60.000 bis 80.000 E-Autos ausstatten. Für wie viele Kilometer eine Ladung halte, hänge vom Autobauer ab, so Wolf. Dessen Entscheidung sei es, wie viele Module er zu einem Akku zusammensetze. Gängig seien 60 bis 100 Kilowattstunden. Das reiche für bis zu 500 Kilometer.
Gefertigt werde hochautomatisiert, gut ausgebildete Fachkräfte seien nötig. Farasis stehe mit allen europäischen Autobauern in Kontakt und habe schon einige von ihnen als Kunden gewonnen, so Wolf. Wen genau, ließ er offen.
Europa-Zentrale zieht von Stuttgart weg
Das Unternehmen Farasis wurde 2002 im US-amerikanischen Kalifornien gegründet und hat dort seine Forschungszentrale. Der Konzernsitz ist inzwischen im chinesischen Ganzhou. Farasis beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 3500 Mitarbeiter. Bitterfeld-Wolfen ist das erste europäische Werk, bisher wird in China gefertigt. Den Autobauern sei wichtig, in den jeweiligen Absatzmärkten zu produzieren, so Wolf. Neben Logistik habe das was mit Nachhaltigkeit zu tun.
Die Europa-Zentrale sitzt derzeit bei Stuttgart, soll aber nach Bitterfeld-Wolfen ziehen. Seit gut einem Jahr suchte Farasis nach einem passenden Standort in Europa. 80 Orte waren anfangs im Topf, dann nur noch drei. Unter den Finalisten war laut Ministerium neben Bitterfeld-Wolfen auch Halberstadt im Harz. Am Ende habe die Mischung schnell verfügbarer großer Fläche, günstiger Verkehrsanbindung und ausreichend Fachkräften in der Region den Ausschlag gegeben
Bis 30 Hektar soll das Fabrikgelände umfassen - und auf dem Gelände des früheren "Solar Valley" liegen. "Für uns ist das jetzt das "Energy Valley"", sagte Wolf. Dort saßen Anfang der 2000er Jahre führende Solarzellen-Hersteller. Dann kam die Billigkonkurrenz aus China und eine Pleitewelle leerte das Gelände.
Quelle: jwu/dpa