Dow Jones schließt im Minus Schwache Aussicht auf Bilanzsaison verschreckt Anleger
12.01.2024, 22:49 Uhr Artikel anhören
Die Anleger hoffen, dass die Konjunkturdaten die US-Notenbank Fed zu einer Senkung der Zinsen veranlassen.
(Foto: AP)
Die Nachwehen der Corona-Pandemie belasten noch immer das Bankengeschäft. Die Bilanzen verschiedener Großbanken enttäuschen die Börsianer. Neue Konjunkturdaten zu Erzeugerpreisen sorgen hingegen für Erleichterung, sie weisen auf eine weiter sinkende Inflation hin.
Ein schwacher Auftakt der US-Bilanzsaison hat der Wall Street zum Wochenschluss zugesetzt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte baute seine anfänglichen Gewinne wieder ab und notierte 0,29 Prozent schwächer bei 37.602,7 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 und der Index der Technologiebörse Nasdaq traten mit 4784,87 und 14.976,96 Zählern mehr oder weniger auf der Stelle.
Auf die Stimmung drückten die schwachen Bilanzen der Großbanken Bank of America, Wells Fargo und JP Morgan. Die Papiere der Geldhäuser verloren bis zu 3,3 Prozent. Die Experten hatten mit den Schwierigkeiten gerechnet. "Die Banken haben gerade mit der inversen Renditekurve, kleineren Umsätzen am Kapitalmarkt, einer mauen Nachfrage nach Hypothekenkrediten und anderen Nachwehen der Corona-Pandemie zu kämpfen", erklärte Art Hogan, Chefstratege beim Vermögensverwalter B Riley Wealth. Die Situation dürfte sich Analysten zufolge allerdings wieder stabilisieren, sobald fallende Zinsen die Nachfrage nach Krediten und Investment-Banking stützen. Die Erleichterung nach neuen Konjunkturdaten grenzte daher die Verluste ein.
Die Erzeugerpreise in den USA gaben im Dezember um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat nach. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg von 0,1 Prozent gerechnet. Die Anleger hoffen, dass die Zahlen die US-Notenbank Fed zu einer Senkung der im Kampf gegen die Inflation erhöhten Zinsen veranlassen. Die Preise gelten ab Werk - also bevor die Erzeugnisse weiterverarbeitet oder gehandelt werden. Sie dienen somit als früher Signalgeber für die Entwicklung der Verbraucherpreise.
US-Reedereien erwarten Entspannung der Lage im Roten Meer
"Die Erzeugerpreise haben den Schaden wiedergutgemacht, den die Enttäuschung bei den Verbraucherpreisen gestern angerichtet hatte", kommentierte Craig Erlam, Analyst beim Handelshaus Oanda. "Aus den heutigen Daten geht eindeutig hervor, dass die Inflation doch auf einem Abwärtskurs bleibt." Die Verunsicherung rund um die Lage in Nahost sorgte indes für steigende Preise am Ölmarkt. Das Nordseeöl Brent und das US-ÖL WTI verteuerten sich jeweils um 0,14 beziehungsweise ein Prozent auf 78,4 und 72,74 Dollar je Fass. Nach den Angriffen der USA und Großbritanniens auf die Huthi-Miliz im Jemen droht eine Eskalation in der Nahost-Region über den Gaza-Krieg hinaus. Die Anleger befürchteten, dass eine solche Entwicklung die globale Versorgung mit Öl einschränken könnte.
Die US-Reedereien setzten angesichts der Marineeinsätze auf eine langfristige Entspannung der Lage im Roten Meer. Die Titel von American Tankers, DHT Holdings und Golden Ocean gewannen bis zu 2,76 Prozent. Unter Druck geriet dagegen Tesla mit einem Minus von 3,67 Prozent. Der E-Autobauer muss einen Großteil seiner Fahrzeugfertigung im brandenburgischen Werk Grünheide für zwei Wochen unterbrechen. Grund sei das Fehlen von Bauteilen wegen der Sicherheitslage im Roten Meer.
Durch die erheblich längeren Transportzeiten sei eine Lücke in den Lieferketten entstanden. Man sei deshalb gezwungen, zwischen dem 29. Januar und dem 11. Februar die Fertigung in der Gigafactory mit Ausnahme einiger weniger Teilbereiche ruhen zu lassen. Der Elektroautopionier ist damit das erste große Unternehmen, das wegen des Konflikts im Nahen Osten seine Fertigung einschränkt.
Aus den Depots flogen auch Luftfahrtwerte. Ein Schneesturm über dem Mittleren Westen der USA hat Teile des nordamerikanischen Flugverkehrs lahmgelegt. Bis Freitagmorgen (Ortszeit) wurden 1643 Flüge annulliert, weitere 1238 Flüge waren verspätet. Die Papiere von Delta Air Lines, Southwest Airlines und Alaska Airlines verloren bis zu neun Prozent.
Quelle: ntv.de, lve/rts