"System in keinem guten Zustand" Schweizer Bahnchef leidet mit deutschen Kunden
27.09.2024, 12:22 Uhr Artikel anhören
Für deutsche Fernzüge ist auf dem Weg in die Schweiz allzu oft an der Grenze Endstation.
(Foto: Philipp von Ditfurth/dpa)
Die Deutsche Bahn ist in keinem guten Zustand, das wissen sie auch im Ausland. Der Chef der Schweizer Bahn findet deutliche Worte. Verspätete Züge dürfen weiter nicht ins Land, denn man müsse "ab der Grenze einen guten Service anbieten".
Verspätungen, Sanierungsstau, Geldprobleme: Die Schwierigkeiten der Deutschen Bahn werden auch im Ausland bemerkt. "Ihr Land hat ein sehr komplexes System, das nicht in einem guten Zustand ist", sagte der Schweizer Bahnchef Vincent Ducrot dem "Tagesspiegel" (Freitag). "Ich leide mit den engagierten Eisenbahnern und den Kunden mit."
Die Schweiz ist für vergleichsweise pünktliche Züge bekannt. Seit vergangenem Jahr stoppt sie deutlich verspätete Züge aus Deutschland in Basel, um den eigenen Betrieb nicht durcheinanderzubringen. Der Manager erklärte: "Bis zur Grenze ist die DB verantwortlich. Ab da muss ich meinen Kunden und Kundinnen einen guten Service anbieten." Statt der verspäteten deutschen Züge lässt die Schweizer Bahn eigene Züge pünktlich starten, Reisende aus den verspäteten deutschen Zügen müssen umdisponieren - und auf nachfolgende Verbindungen ausweichen.
Ducrots Analyse der Eisenbahn in Deutschland: "Man hat zu wenig für das Netz getan. Das rächt sich heute." Auch die deutsche Politik engagiere sich hier zu wenig. "Zuerst gab es viel Geld für die Bahn, dann wurde der Plan gekippt, jetzt versucht man krampfhaft neue Mittel zu finden. Man muss das langfristig absichern."
Die Bahn ist aus Ducrots Sicht zu wenig digitalisiert. Der Chef der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) hält auch die Konzernstruktur der Deutschen für ein Problem, die Infrastruktur, Personenverkehr und Güterverkehr in verschiedene Gesellschaften gliedert. "Das ist nur nachvollziehbar, dass man dann weniger miteinander spricht und zuerst für sich selber schaut."
Quelle: ntv.de, ter/dpa