Sorgen vor Banken-Flächenbrand Selbst Scholz will Anleger beruhigen
20.03.2023, 12:59 Uhr
Bankenaufseher und Politiker beeilten sich, die trotz der Credit-Suisse-Übernahme nervösen Märkte zu beschwichtigen.
(Foto: REUTERS)
Die Märkte lassen sich von der Credit-Suisse-Übernahme vorerst nicht besänftigen. Neben den Bankenaufsehern beschwichtigt auch Kanzler Scholz. Das deutsche Bankensystem sei im Vergleich zu 2008 gut aufgestellt.
Die Bundesregierung hat angesichts der Unruhe an internationalen Finanzmärkten die Stabilität des deutschen Finanzsystems betont. Bundeskanzler Olaf Scholz begrüßte nach Angaben eines Regierungssprechers das "entschlossene Handeln der Schweizer Behörden" bei der Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch den Konkurrenten UBS. Gesetzgeber und Bankenaufsicht in Europa hätten aus der Finanzkrise 2008 gelernt und die Bankenregulierung erheblich verschärft, betonte der Sprecher. "Das deutsche Bankensystem ist daher gut aufgestellt."
Die Bundesregierung sei "mit allen Beteiligten in einem engen Austausch" und werde "auch die weitere Entwicklung genau beobachten", sagte der Sprecher. Insbesondere begrüße sie das "global koordinierte Handeln der Zentralbanken", um die Liquidität des Bankensystems zusätzlich zu stärken.
Auch eine Sprecherin des Finanzministeriums betonte: "Das deutsche Finanzsystem ist stabil." Es gebe keine Erkenntnisse zu einem "systemischen Problem im deutschen Finanzwesen", beobachtet werde vielmehr eine hohe Resilienz. Die deutschen Aufsichtsbehörden und die europäische Finanzaufsicht stünden in engem Kontakt und beobachteten die Lage aufmerksam.
Banken-Kurse stürzen ab
Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) versicherte ebenfalls, das europäische Bankensystem sei "widerstandsfähig". Kapitalausstattung und Liquidität der Institute seien "robust", teilte die EZB mit. Die Bankenaufsicht der Zentralbank ist zuständig für 113 bedeutende Banken im Euroraum. Die EZB erklärte, sie begrüße die "umfassenden" Maßnahmen der Schweizer Behörden vom Sonntag, um die Finanzstabilität zu gewährleisten.
Angesichts einbrechender Bankaktien hatte zuvor bereits die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) versichert, das deutsche Finanzsystem erweise sich "weiterhin als stabil und robust". Die Bafin habe die aktuellen Marktentwicklungen im Blick und berücksichtige sie im Rahmen ihrer laufenden Aufsicht, sagte ein Sprecher. An den Börsen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien stürzten am Morgen die Kurse großer Banken trotz der Übernahme der Credit Suisse ab. In Frankfurt gab die Aktie der Deutschen Bank um fast zehn Prozent nach, die der Commerzbank um über sieben Prozent. Am späten Vormittag drehten die Börsen aber wieder ins Plus.
Die Credit Suisse war nach dem Zusammenbruch des US-Geldinstituts Silicon Valley Bank (SVB) in einen Abwärtsstrudel geraten. Die Übernahme der zweitgrößten Schweizer Bank durch die größere UBS ist die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Staat und Aufsichtsbehörden ging es darum, einen Flächenbrand zu verhindern.
Quelle: ntv.de, chl/dpa/AFP