Wirtschaft

Volle Auftragsbücher Siemens spürt Kundenzurückhaltung - Bahnsparte wächst

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Grundsätzlich seien die langfristigen Wachstumstrends "voll intakt", hießt es bei Siemens.

Grundsätzlich seien die langfristigen Wachstumstrends "voll intakt", hießt es bei Siemens.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wegen angespannter Lieferketten haben sich viele Unternehmen in der Vergangenheit die Lager gefüllt - und halten sich mit Bestellungen nun zurück. Das bekommt Siemens zu spüren. Dennoch seien die übergeordneten Trends intakt, heißt es aus München. Schärfer wird derweil der Ton in Richtung Siemens Energy.

Der Industriekonzern Siemens hat dank einer wieder anziehenden Nachfrage aus China und Rekordaufträgen in seiner Bahn-Sparte im Frühjahr einen Milliardengewinn erzielt. Dennoch zeigen sich erste Bremsspuren der mauen Konjunktur. Das liege vor allem daran, dass sich die Wirtschaft Chinas nicht so schnell wie erwartet erholt habe, sagte Vorstandschef Roland Busch. Unter dem Strich standen nach dem dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres per Ende Juni dennoch 1,4 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern mitteilte. Im Vorjahresquartal hatte der Konzern noch einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro ausgewiesen - er musste 2,8 Milliarden Euro abschreiben, weil der Aktienkurs der Problemtochter Siemens Energy abgestürzt war.

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Der Umsatz im dritten Quartal seines Geschäftsjahrs stieg um zehn Prozent auf 18,9 Milliarden Euro, der Auftragseingang um 15 Prozent auf 24,2 Milliarden Euro. In den Büchern standen somit Bestellungen im Wert von 110 Milliarden Euro. Der Konzern sprach von einem "erneuten Rekordwert". Der Konzern erwartet ein Umsatzwachstum von neun bis elf Prozent im Gesamtjahr.

"Wir sind erneut profitabel gewachsen und haben unsere Wettbewerbsstärke in allen unseren Geschäften unter Beweis gestellt", erklärte Siemens-Chef Busch weiter. "Wir sehen eine Normalisierung der Nachfrage, insbesondere in China und im kurzzyklischen Geschäft." Grundsätzlich seien die langfristigen Wachstumstrends "voll intakt".

Unternehmen leeren die volle Lager

Dennoch bekommt die langsamere Erholung in China vor allem die Automatisierungssparte Digital Industries (DI) zu spüren: Der Auftragseingang der Sparte brach zwischen April und Ende Juni um mehr als ein Drittel ein. Bei der zweitgrößten Sparte Smart Infrastructure (SI) stagnierte er. Konzernchef Busch erklärte die beiden Entwicklungen mit einer Normalisierung des Bestellverhaltens. In den vergangenen Jahren hatte die Industrie als Reaktion auf unsichere Lieferketten ihre Lagerbestände aufgestockt - wovon auch Siemens als Lieferant profitiert hatte. Nun passten die Unternehmen ihre Lagerbestände an die "entspanntere Situation bei den Lieferketten" an. Zusammen mit Lieferverschiebungen durch die Kunden habe das ein stärkeres Umsatzwachstum bei DI verhindert.

Bis in das im Oktober beginnende Geschäftsjahr 2023/24 hinein erwartet Finanzvorstand Ralf Thomas für das Aushängeschild Digital Industries "eine Verlangsamung der Wachstumsdynamik auf hohem Niveau". Der Trend zu mehr Automatisierung und Digitalisierung sei aber intakt. Busch sagte, nun hänge viel davon ab, wann und wie die chinesische Regierung die Konjunktur ankurbele.

"Eine schwere Enttäuschung"

Die Sparte Mobility habe mit 8,3 Milliarden Euro einen Quartalsrekord aufgestellt - Großaufträge kamen aus Ägypten für ein "schlüsselfertiges Bahnsystem" und aus Deutschland für S-Bahn-Züge. Auch die Sparten Smart Infrastructure und Digital Industries wiesen laut Siemens ein "starkes Ergebniswachstum" auf.

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Erneut spielte auch die inzwischen auf gut ein Viertel abgeschmolzene Beteiligung an der vor knapp drei Jahren an die Börse gebrachten ehemaligen Energiesparte Siemens Energy eine Rolle. Wegen der verschärften Probleme im Windkraft-Geschäft hat die abgespaltene Energietechnik-Sparte im dritten Quartal drei Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet. Großaktionär Siemens belastete das mit 647 Millionen Euro.

Die "wiederholten massiven Verluste und Qualitätsmängel" im Windgeschäft seien "eine schwere Enttäuschung", sagte Busch und kritisierte das Krisenmanagement. Siemens erwarte nun Klarheit, wie es im Wind-Geschäft weitergehe - "und das möglichst schnell", fügte er hinzu und kündigte an: "Wir werden unseren Anteil weiter zurückfahren", nannte aber keine weiteren Details. "Wir machen das schonend für die Siemens-Energy-Aktie", versprach er.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP/dpa

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