"Verdacht auf Pflichtverletzung" Signa-Töchter feuern Chef fristlos
12.12.2023, 01:39 Uhr Artikel anhören
Die Signa Holding reichte Ende November in Wien einen Insolvenzantrag ein.
(Foto: picture alliance / SvenSimon)
Die Signa-Gruppe steckt nicht nur in massiven finanziellen Schwierigkeiten, sondern hat nun offenbar auch personelle Probleme. Zwei Tochterfirmen entlassen ihren bisherigen Chef Herzberg mit sofortiger Wirkung. Demnach steht er im Verdacht, dem Konzern geschadet zu haben.
Im angeschlagenen Firmennetzwerk Signa des österreichischen Investors René Benko gibt es personelle Konsequenzen. In außerordentlichen Aufsichtsratssitzungen der Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection AG sei deren bisheriger Firmenchef Timo Herzberg mit sofortiger Wirkung seinen Funktionen enthoben worden, teilte Signa mit. Herzberg sei zudem mit sofortiger Wirkung außerordentlich und fristlos gekündigt worden.
"Die Gründe für die Entlassungen sind ein dringender Verdacht auf grobe Verletzungen der Pflichten als Vorstandsmitglied", erklärte Signa, ohne Details zu nennen. Zum Sprecher des Vorstandes in den beiden Gesellschaften sei in beiden Sitzungen Erhard Grossnigg bestellt worden. Er werde die Sanierungs- und Restrukturierungsschritte für die beiden Immobiliengesellschaften fortsetzen und in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat dieser Gesellschaften agieren.
Aufsichtsrat Alfred Gusenbauer erklärte, mit dem Schritt schaffe man weiteres Vertrauen in der jetzigen Situation. "Die Qualität des Signa-Prime-Portfolios ist hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen liegen, ist sehr gut."
Der verschachtelte Signa-Konzern ist das bisher größte Opfer der Turbulenzen am Immobilienmarkt. Neben gestiegenen Zinsen machen Immobilien-Unternehmen auch höhere Baukosten und das Ausbleiben großer Immobilien-Transaktionen zu schaffen. Die Signa Holding hatte Ende November in Wien einen Insolvenzantrag eingereicht.
In Deutschland gehören zur Signa Holding Prestigeimmobilien wie der noch im Bau befindliche Hamburger Elbtower und das Kaufhaus des Westens in Berlin, außerdem die Warenhauskette Galeria Kaufhof mit 92 Filialen und etwa 13.800 Beschäftigten. Experten und Beschäftigte befürchten, die Pleite Signas könne das Ende von Galeria bedeuten. Der Mutterkonzern hatte 200 Millionen Dollar im Galerie-Sanierungsverfahren zugesagt, diese Unterstützung könne den Anzeichen nach nun wegfallen.
Quelle: ntv.de, spl/rts/AFP