Wirtschaft

Anleger könnten Geld umschichten So profitiert Deutschland von der US-Herabstufung

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Anders als die USA wird die Bonität Deutschlands von allen großen Ratingagenturen mit der Bestnote "AAA" bewertet.

Anders als die USA wird die Bonität Deutschlands von allen großen Ratingagenturen mit der Bestnote "AAA" bewertet.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Die Ratingagentur Fitch hat den USA die begehrte Spitzennote für die Bonität entzogen. Die Herabstufung hat laut Experten zwar keinen direkten Einfluss auf die Attraktivität von Staatsanleihen - zum Nutznießer könnte Deutschland trotzdem werden.

Deutschland kann Ökonomen zufolge nach dem Entzug der Top-Bonitätsnote für die USA durch die Ratingagentur Fitch zum Nutznießer werden. "Insbesondere in unruhigen Zeiten wird der Bund von seinem Triple-A-Status nun wohl noch stärker profitieren können", sagte der Steuerschätzer vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), Jens Boysen-Hogrefe. Da sich nun die Nachfrage nach Papieren mit der Bestnote "AAA" auf "kleinere Emittenten konzentrieren wird, von denen Deutschland der größte ist", würden diese einen Vorteil haben. Wie groß der sein werde, hänge von den Marktbedingungen und der Risikowahrnehmung ab.

Die US-Herabstufung habe zwar keinen direkten Einfluss auf die Attraktivität deutscher Staatsanleihen, hieß es bei der europäischen Ratingagentur Scope. "Allerdings könnten einige institutionelle Anleger mit sehr konservativen Investmentvorgaben nicht mehr in gewohntem Umfang in US-Treasury investieren." Dies wiederum könne zu einer gewissen Umschichtung von Investorengeldern zugunsten deutscher Anleihen führen. "Der Umfang dieser Umschichtungen ist allerdings schwer einschätzbar und dürfte eher moderat sein", so Scope.

Das Bundesfinanzministerium betonte das Ziel, die öffentlichen Finanzen in Deutschland solide und nachhaltig aufzustellen. "Dafür ist es essenziell, Defizite und Schuldenquoten zu reduzieren", sagte ein Sprecher. "Die positive Bonitätsbewertung Deutschlands bleibt die beste Rückversicherung für den Fall weiterer Krisen."

DIW-Präsident Marcel Fratzscher erwartet keine größeren Veränderungen an Investitionen und Kapitalströmen. "Der US-Dollar ist und bleibt die globale Leitwährung, wovon die USA selbst mit deutlich höheren Schulden als Deutschland stark profitieren", sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). "Nicht die Höhe der Staatsverschuldung, sondern die zukunftsorientierte Verwendung des Geldes ist entscheidend für die Finanzierungsbedingungen eines Landes." Das größte Potenzial für bessere Finanzierungsbedingungen für den deutschen Staat und für deutsche Unternehmen liege nicht in einer geringeren Staatsverschuldung, sondern in einer Stärkung der internationalen Rolle des Euro.

Bundesanleihen sind hochliquide

Mit deutlich sinkenden Zinskosten für den Bund rechnet auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer nach der US-Herabstufung nicht. "Der Zins-Effekt auf Bundesanleihen dürfte kaum messbar sein", sagte Krämer. "Andere Faktoren sind zurzeit an den Rentenmärkten viel wichtiger und überlagern alles." So schauten die Anleger vor allem auf die Entwicklung der Inflationsraten und darauf, ob der Zinsgipfel bei der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits erreicht sei.

Anders als die USA wird die Bonität Deutschlands von allen großen Ratingagenturen mit der Bestnote "AAA" bewertet. Das signalisiert Käufern von Bundeswertpapieren ein sehr sicheres Investment mit einem extrem geringen Ausfallrisiko. Durch diesen Status als "sicherer Hafen" kann sich Deutschland vergleichsweise günstig verschulden: Investoren sind für diese hohe Sicherheit bereit, eine niedrigere Rendite in Kauf zu nehmen.

Hinzu kommt, dass Bundesanleihen hochliquide sind - Besitzer können sie weltweit jederzeit kaufen oder verkaufen. Hauptgrund für die Bestnote für Deutschland ist die vergleichsweise geringe Verschuldung. Den Wirtschaftsweisen zufolge wird der Schuldenstand in diesem Jahr auf 65,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes sinken, 2024 dann auf 63,5 Prozent. Zum Vergleich: Fitch sagt den USA für dieses Jahr 112,9 Prozent voraus, für 2025 sogar 118,4 Prozent.

Quelle: ntv.de, jki/rts

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