Wirtschaft

"Das wird dann bedrohlich" Stadtwerke erwarten etliche Zahlungsausfälle bei Kunden

Einige Stadtwerke kalkulieren schon bis zu 15 Prozent an Verlusten ein.

Einige Stadtwerke kalkulieren schon bis zu 15 Prozent an Verlusten ein.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Noch liegen die Zahlungsausfälle bei Stadtwerken unter einem Prozent. Angesichts der Energiekrise befürchten einige kommunale Unternehmen, dass sich das bald ändert. Der Verbandschef pocht deshalb auf eine Entlastung der Kunden - zumal er weiter mit stark steigenden Preisen rechnet.

Die Stadtwerke in Deutschland stellen sich in Hinsicht auf die Energiekrise auf viele Zahlungsausfälle ihrer Kundinnen und Kunden ein. "Bisher lagen die Zahlungsausfälle unter einem Prozent", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Viele Stadtwerke kalkulierten nun aber schon bis zu acht und einige bis zu 15 Prozent an Verlusten ein. "Das wird dann bedrohlich."

Die Stadtwerke beliefern nicht nur Privathaushalte mit Energie, sondern auch Unternehmen - sie sind darüber hinaus selbst Konsumenten. Liebing warnte angesichts der derzeit hohen Kosten für die Stadtwerke und drohender Zahlungsausfälle vor finanziellen Schieflagen der Versorger. Nötig sei ein Entlastungsprogramm für die Kundinnen und Kunden, und das müsse "jetzt im Herbst und nicht erst im nächsten Jahr passieren". Denkbar seien eine Senkung des staatlichen Anteils an den Energiekosten und eine gezielte Entlastung für alle "knapp oberhalb des Transferbezuges".

Außerdem sei ein Insolvenzmoratorium für die Energieversorger nötig, sagte er und verwies darauf, dass auch in der Corona-Pandemie Unternehmen aufgefangen worden seien. "Jetzt sprechen wir über eine kritische Situation für eine kritische Infrastruktur", argumentierte er.

Liebing warnte Verbraucherinnen und Verbraucher zudem vor, dass es auch im kommenden Jahr noch deutliche Preissteigerungen geben werde. Schon jetzt betragen diese "häufig zwischen 30 und 60 Prozent", manche Stadtwerke müssten ihre Preise mehr als verdoppeln. "Auch im kommenden Jahr wird mit Preiserhöhungen zu rechnen sein, da die Stadtwerke langfristig Gas beschaffen", sagte er.

"Müssen über Preisbildung diskutieren"

Der VKU-Chef warnte außerdem vor den Risiken einer Stromkrise: "Wir müssen aufpassen, dass Probleme, die wir im Gasbereich haben, nicht auf den Strombereich übertragen werden." Derzeit bestimmt sich der Preis am Strommarkt über das sogenannte Merit-Order-Prinzip und richtet sich nach dem jeweils am teuersten produzierenden Kraftwerk - das sind Gaskraftwerke. "Unter den gegenwärtigen Umständen ist es notwendig, über die Preisbildung auf den Märkten zu diskutieren", sagte Liebing.

Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling, Präsident des VKU, forderte in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland einen "Aufbruchfonds" mit mindestens 100 Milliarden Euro. Die aktuelle Lage vieler Stadtwerke sei "hochtoxisch", sagte er mit Verweis auf Liquiditätsengpässe, gestiegene Beschaffungskosten und drohende Zahlungsausfälle. "Auch die gesündesten kommunalen Unternehmen könnten an Grenzen kommen." Es drohten Insolvenzen.

Der Präsident des Deutschen Städtetags und Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe sprang den Stadtwerken zur Seite. Diese müssten "eine Chance bekommen" und vor Insolvenz geschützt werden, sagte er am Dienstagabend im ZDF. Es sei noch nicht richtig angekommen, dass sie die Basis für die Daseinsvorsorge seien. Wenn sie nicht mehr funktionierten, seien die Energie- und die Wasserversorgung in Gefahr.

Quelle: ntv.de, mbu/AFP

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