Firmen reduzieren Bauaktivität Stornierungswelle setzt Wohnungsbau zu
12.04.2024, 08:50 Uhr Artikel anhören
Fast jedes fünfte Unternehmen ist von Stornierungen betroffen, so das IFO-Institut.
(Foto: picture alliance / SvenSimon)
Deutschland mangelt es an Wohnraum - doch die Lage beim Wohnungsbau bleibt angespannt. Hohe Zinsen und Baukosten sorgen für eine Flaute in der Baubranche, über die Hälfte der Unternehmen klagt über Auftragsmangel. Zudem steigt die Zahl stornierter Aufträge jüngst deutlich an.
Im deutschen Wohnungsbau ist fast jedes fünfte Unternehmen von stornierten Aufträgen betroffen. Im März klagten 19,6 Prozent darüber, nach 17,7 Prozent im Februar, wie das Münchner IFO-Institut zu seiner Firmenumfrage mitteilte. "Die Lage im Wohnungsbau bleibt angespannt", sagte IFO-Umfragechef Klaus Wohlrabe. "Zu den Stornierungen kommen zu wenig neue Aufträge hinzu."
Im März meldeten 56,2 Prozent der Betriebe einen Auftragsmangel, nach 56,1 Prozent im Februar. Das Geschäftsklima im Wohnungsbau stieg zwar leicht an, es ist aber weiterhin deutlich negativ. Auch die Erwartungen für die kommenden Monate bleiben stark von Pessimismus geprägt. "Wegen fehlender Aufträge reduzieren viele Unternehmen ihre Bauaktivität", sagte Wohlrabe dazu. Im Tiefbau - wozu beispielsweise der staatlich dominierte Straßenbau zählt - sind Stornierungen derzeit kein so großes Problem. Gegenwärtig berichten darüber nur 6,5 Prozent der Firmen, nach 5,3 Prozent im Februar.
Rund jedem vierten Unternehmen mangelt es jedoch an Aufträgen. Die gestiegenen Zinsen und höhere Baukosten haben zuletzt für eine Flaute am Bau und hier vor allem beim Wohnungsbau gesorgt. Denn viele Privatleute können sich Bauen nicht mehr leisten, und für Investoren rentiert es sich derzeit kaum.
Die Branche fordert deshalb Maßnahmen der Politik, um die Baukonjunktur anzukurbeln. Mit einer Sonderförderung sollten Bund und Länder aus Sicht von Verbänden der Bau- und Immobilienbranche die Flaute im Wohnungsbau beheben. Nötig seien jährlich Subventionen von 15 Milliarden Euro für 100.000 neue Sozialwohnungen und weitere 8 Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen, so das Verbändebündnis Wohnungsbau. Zudem solle die öffentliche Hand die Bautätigkeit mit einem Zinsverbilligungsprogramm von einem Prozent anschieben.
Quelle: ntv.de, spl/rts