Zweifel an Air-Berlin-Übernahme Studie sieht Lufthansa-Monopol
18.08.2017, 12:00 Uhr
Deutschlands größte Fluggesellschaft könnte bald Air Berlin übernehmen.
(Foto: imago/Agentur 54 Grad)
Die Lufthansa möchte Mitbewerber Air Berlin nach dessen Insolvenz übernehmen. Ein Studie ermittelt nun, dass die Fluggesellschaft dadurch auf vielen Strecken eine Monopolstellung einnehmen würde - damit sinken die Chancen auf eine komplette Übernahme weiter.
Sollten die Lufthansa und ihre Tochter Eurowings den insolventen Wettbewerber Air Berlin und dessen Ableger Niki ganz übernehmen, würde Deutschlands größte Fluggesellschaft auf vielen Strecken ein Monopol erreichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der "Rheinischen Post" angeregte Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Dabei wären dann bestimmte Strecken komplett in der Hand des Luftfahrtkonzerns. Ab Düsseldorf, dem bislang wichtigsten Standort von Air Berlin, würden Flüge nach Berlin-Tegel, Genf, Florenz, Venedig und Salzburg zu 100 Prozent von der Lufthansa abgedeckt werden, da Air Berlin hier bisher der einzige Wettbewerber sei.
Extrem steigen würde der Marktanteil von Lufthansa/Eurowings nach Palma de Mallorca (von 32,1 auf 73,2 Prozent), Zürich (von 34,3 auf 71,6 Prozent), Barcelona (von 28,3 auf 77 Prozent), Malaga (von 25,8 auf 72,8 Prozent) und Rom Fiumincino (von 25 auf 75 Prozent). Die Marktanteile wurden von der DLR laut den Angaben jeweils anhand der angebotenen Flüge im August berechnet.
Das bestätigt die eher geringen Erfolgsaussichten einer kompletten Übernahme durch die Lufthansa. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries hatte den Konzern bereits vor zu hohen Erwartungen bei den Übernahmeverhandlungen gewarnt. "Am Ende wird schon aus kartellrechtlicher Sicht nicht nur eine Airline alleine die Slots und das Unternehmen übernehmen können", sagte Zypries der "Rheinischen Post".
Dobrindt will "deutschen Champion"
Die Monopolkommission hatte ebenfalls ihre Bedenken geäußert. "Lufthansa müsste für eine Genehmigung der Fusion mit strengen Bedingungen und Auflagen rechnen", sagte der Chef des Gremiums, Achim Wambach. Dazu zähle der Verzicht auf weite Teile der Landerechte von Air Berlin. Beide Fluggesellschaften seien auf vielen Strecken direkte Konkurrenten. Zuspruch bekommen die Übernahmepläne von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, der "einen deutschen Champion im internationalen Luftverkehr" gefordert hat.
Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin hatte am Dienstag Insolvenz angemeldet. Für die anschließenden Übernahmegespräche ist ein Zeitraum von drei Monaten veranschlagt. Nach Angaben von Lufthansa-Vizeaufsichtsratschefin Christine Behle finden schon am heutigen Freitag die Gespräche mit dem Dax-Konzern statt. Die Lufthansa werde zunächst einmal ihre Pläne vorstellen.
Quelle: ntv.de, mba/DJ