Werk in Grünheide zahlt Boni Tesla-Mitarbeiter verdienen mehr, wenn sie wenig fehlen
27.06.2024, 10:55 Uhr Artikel anhören
Tesla beklagt in Grünheide einen hohen Krankenstand. Sonderzahlungen sollen die Quote senken.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bis zu 1000 Euro winken in Grünheide Tesla-Beschäftigten, die selten ausfallen. Der Werkleiter hatte sich im vergangenen Jahr übers "Krankfeiern" beschwert. Die Angestellten hingegen beklagen eine hohe Arbeitsbelastung.
Tesla-Mitarbeiter in Grünheide können künftig den "Goldstatus" erreichen - bei der Arbeit. Auf diesem höchsten Level winkt ein Jahresbonus von 1000 Euro. Gezahlt werden soll er an Beschäftigte in der Produktion, die relativ wenig ausfallen: höchstens fünf Prozent ihrer jeweiligen Arbeitszeit. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf eine Betriebsversammlung.
Die Teilnahme ist demnach freiwillig, möglich sind verschiedene Level und damit Bonus-Höhen je nach Krankheitsquote. Den Start bildet eine einmonatige Pilotphase mit 100 Mitarbeitern. Insgesamt soll das Programm ein Jahr laufen, wie Werkleiter André Thierig erklärte - wenn in der Pilotphase keine großen Probleme oder Beschwerden aufkommen.
"Natürlich wissen wir, dass man mal krank ist, natürlich wissen wir, dass man mal eine Grippe hat oder mal zum Zahnarzt geht oder was auch immer", wird Thierig zitiert. Auf einer Betriebsversammlung vor einem Jahr soll der Werkleiter noch ganz anders geklungen haben: "Wir werden das nicht dulden, dass manche sich den Rücken krumm buckeln für andere, die einfach keinen Bock haben, zur Arbeit zu kommen", zitierte die Zeitung Thierig in der Vergangenheit. Es gebe in seiner Fabrik keinen Platz für Leute, die morgens "nicht aus dem Bett" kommen. Tesla müsse sich wehren, wenn "Leute, wie man so schön sagt, krankfeiern".
Mitarbeiter beklagen Druck und Arbeitsunfälle
Damals hatte Thierig demnach von einer "deutlich über dem Industriedurchschnitt liegenden krankheitsbedingten Abwesenheit" berichtet. Arbeitnehmervertreter erklärten die hohen Krankenstände dagegen mit schlechten Arbeitsbedingungen. Sie beklagten im vergangenen Jahr eine hohe Arbeitsbelastung: Wegen kurzer Taktzeiten, Personalmangel und überzogener Produktionsziele sei der Druck extrem, berichtete die IG Metall aus Gesprächen mit der Belegschaft.
Beschäftigte bemängelten nach Angaben der Gewerkschaft zudem gravierende Mängel bei Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit, die zu Krankenständen von bis zu rund 30 Prozent und einer hohen Zahl von Arbeitsunfällen führten. RTL und "Stern" hatten ebenfalls von auffallend vielen Arbeitsunfällen in der Fabrik berichtet. Tesla hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.
Quelle: ntv.de, chl