Wasserstoff-Tochter an der Börse Thyssenkrupp Nucera beginnt über Ausgabepreis
07.07.2023, 11:18 Uhr Artikel anhören
Jubel bei den Verantwortlichen - die erste Notierung liegt oberhalb des Ausgabepreises.
(Foto: REUTERS)
Der Industriekonzern Thyssenkrupp schickt seine Wasserstoff-Sparte aufs Parkett. Es ist Europas bislang zweitgrößter Börsengang des Jahres. Anleger bewerten das Unternehmen mit mehr als 2,5 Milliarden Euro. Zwei Ankerinvestoren sollen für Stabilität sorgen.
Die auf Wasserstofftechnologie spezialisierte Thyssenkrupp-Tochter Nucera hat ihr Börsen-Debüt gegeben. Der erste Kurs an der Frankfurter Börse wurde am Freitag mit 20,20 Euro festgestellt und lag damit über dem Ausgabepreis von 20 Euro. Anschließend ging es weiter auf bis 21,78 Euro. Das Unternehmen wird damit mit rund 2,5 Milliarden Euro bewertet. Auf dem Parkett brandete erleichterter Beifall auf, als der erste Kurs ausgerufen wurde. Die Aktie von Thyssenkrupp legte um mehr als drei Prozent zu.
Nucera bietet die Technologie für Elektrolyseanlagen an, mit denen mittels Strom aus erneuerbaren Energien Wasserstoff in industriellem Maßstab produziert werden kann. "Wir haben ihnen die unternehmerische Freiheit gegeben, und jetzt ist ein Milliarden-Unternehmen daraus geworden", sagte Thyssenkrupp-Chef Miguel López zum Börsendebüt von Nucera. Thyssenkrupp werde ein langfristiger Aktionär bleiben.
Nucera will die Einnahmen aus dem Börsengang vor allen in den Ausbau des Elektrolyse-Geschäfts stecken. Thyssenkrupp reduziert seine Beteiligung von 66 auf 50,2 Prozent. 24 Prozent der Aktien sind nach dem Börsengang im Streubesitz. 39 Prozent des Emissionsvolumens von 605 Millionen Euro gingen allerdings an die beiden Ankerinvestoren, einen Fonds der französischen Bank BNP Paribas und den saudi-arabischen Staatsfonds PIF. Diese Papiere stehen damit vorerst nicht für den Handel zur Verfügung. Im Streubesitz sind tatsächlich nur knapp 15 Prozent der Nucera-Aktien.
Baader Helvea bewertet den Börsengang von Nucera als positiv für Thyssenkrupp, da er die Komplexität der Firmenstruktur verringere und einem wichtigen Wachstumsgeschäft ein Preisschild anhefte. Weiterhin rechnen die Analysten damit, dass der Börsengang die Attraktivität von Nucera für potenzielle Neukunden und Angestellte erhöht. Nach ihrer Einschätzung könne Nucera in den kommenden 12 bis 18 Monaten eine Bewertung von bis zu 3,5 Milliarden Euro erreichen. Voraussetzungen sind: Ein weiterer Anstieg der Auftragseingänge, schnelle Abarbeitung der Bestellungen sowie das Erreichen der Wachstumsziele, ohne die Ertragskraft zu stark zu beschädigen.
Der Börsengang in Frankfurt ist nach dem des italienischen Lottounternehmens Lottomatica der zweitgrößte in diesem Jahr in Europa. Börsenkandidaten und Investmentbanker hoffen, dass die erste Neuemission in Deutschland seit dem Webhosting- und Cloud-Anbieter Ionos im Februar Investoren wieder Vertrauen gibt. Für Herbst peilen einige Unternehmen den Gang an die Börse an.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP/DJ