Wirtschaft

Experte zur US-Steuerreform Trumps Plan kann auch deutschen Firmen nutzen

(Foto: dpa)

Den "größten Steuererlass in der Geschichte unseres Landes" versprechen US-Präsident Trump und die Republikaner den Bürgern. Die USA haben bei den Unternehmenssteuern Nachholbedarf, sagt KPMG-Vorstand und Steuerexperte Marko Gründig.

Den "größten Steuererlass in der Geschichte unseres Landes" versprechen US-Präsident Trump und seine Republikaner den Bürgern. Setzen sie ihren Plan tatsächlich durch, würden keineswegs nur US-Firmen profitieren, sagt Marko Gründig im Interview mit n-tv.de. Außerdem erklärt der KPMG-Vorstand und Steuerexperte, was Deutschland beim Thema Steuern ändern sollte, um als Investitionsstandort attraktiver zu werden.

Was bedeutet die Steuerreform, wenn sie denn kommt, für deutsche Unternehmen in den USA?

Marko Gründig ist Bereichsvorstand Steuern bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.

Marko Gründig ist Bereichsvorstand Steuern bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.

Die geplante Reduzierung des Körperschaftsteuersatzes auf 20 Prozent ist zunächst einmal positiv für in den USA tätige Unternehmen - unabhängig davon, ob ein Unternehmen dort produziert oder etwa dort in Deutschland hergestellte Produkte vertreibt. Die derzeitigen Vorschläge enthalten jedoch auch zahlreiche Gegenfinanzierungsmaßnahmen, die für deutsche Unternehmen Nachteile mit sich bringen können: Dazu gehören unter anderem größere Beschränkungen beim steuerlichen Zinsabzug und die Einführung einer "Grenzausgleichsteuer Light". Während viele der Gegenfinanzierungen bereits 2018 in Kraft treten sollen, ist die Senkung des Körperschaftsteuersatzes erst für 2019 geplant. Ob die Steuerreform positive oder negative Auswirkungen hat, ist daher sehr stark von der individuellen Situation des Unternehmens abhängig.

Erste Stimmen fordern angesichts von Trumps Plänen bereits Steuersenkungen für Unternehmen auch hierzulande. Gerät der Standort Deutschland unter Zugzwang? Löst Trump einen globalen Steuersenkungswettlauf aus?

Ob damit ein Wettlauf beginnt, ist im jetzigen Stadium schwer einzuschätzen. Aber die USA haben in steuerlicher Hinsicht tatsächlich Nachholbedarf. Im internationalen Vergleich sind die Unternehmenssteuern in den USA recht hoch. Neben den Bundessteuern kommen ja auch noch die Steuern der jeweiligen Bundesstaaten und die lokalen Steuern hinzu. Auch nach der Reform - wenn sie so umgesetzt würde wie derzeit geplant - wäre das Steuerniveau etwa im Vergleich zu Deutschland nicht viel niedriger.

Sie teilen die Forderung nach Steuersenkungen in Deutschland also nicht?

Deutschland liegt bei der Besteuerung von Unternehmen in etwa auf gleicher Höhe wie die anderen Industriestaaten innerhalb der EU. Für Unternehmen sind beim Thema Steuern aber auch andere Punkte wichtig. Dazu gehört vor allem die Rechtssicherheit im Steuersystem. Die deutsche Finanzverwaltung tut sich immer wieder schwer, wenn es darum geht, bei unklarer Gesetzeslage verbindliche Entscheidungen zu treffen. Unternehmen bekommen dann nur sehr eingeschränkt Vorabauskünfte, und Betriebsprüfungen finden oft erst nach Jahren statt. In diesem Bereich ist in Deutschland also noch Luft nach oben.

Mit Marko Gründig sprach Max Borowski

Quelle: ntv.de, mbo

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