Musk macht Drohung wahr Twitter schafft kostenlose Verifikationshäkchen ab
21.04.2023, 09:41 Uhr Artikel anhören
Sogar der Papst muss auf seinen blauen Haken verzichten.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)
Promis verlieren ihren blauen Haken auf Twitter. Wer künftig einen will, muss für ein Abo zahlen. Für ein paar Auserwählte macht Unternehmenschef Elon Musk jedoch Ausnahmen - ob sie wollen oder nicht. Dabei geht es auch um eine Symbolwirkung.
Elon Musks Twitter hat die Verifikationshäkchen entfernt, die früher kostenlos an Prominente und relevante Personen vergeben wurden. Jetzt haben nur noch zahlende Abo-Kunden das Symbol in ihren Profilen - aber ohne echte Überprüfung der Identität. Unter den Prominenten, deren Accounts spät am Donnerstag das weiße Häkchen auf blauem Hintergrund verloren, waren Fußballer Cristiano Ronaldo, die Schauspielerin Halle Berry sowie zahlreiche Musik-Stars wie Lady Gaga, Beyoncé, Shakira und Justin Timberlake.
Zugleich behielten Bestseller-Autor Stephen King und Basketballer LeBron James, die zuvor Abo-Zahlungen ablehnten, überraschend ihre Verifikationssymbole. Twitter-Besitzer Elon Musk erklärte dazu, er bezahle persönlich für einige Profile. Dem Technologie-Blog "The Verge" zufolge lehnte James das Angebot von Twitter ab, die Abo-Kosten zu übernehmen. Der Haken blieb trotzdem. Stephen King legte Wert auf die Feststellung, dass er kein Abo-Kunde sei. "Gern geschehen", twitterte Musk zurück.
Im Erklärtext zu den Häkchen steht, dass der Account für ein Abo bezahle und dessen Telefonnummer bestätigt worden sei. Damit erweckt Twitter im Fall von James und King den Eindruck, dass zwei prominente Kritiker des neuen Systems nun doch mitmachten. Zugleich behielten unter anderem Rihanna und Taylor Swift ihre Verifikationssymbole, die sich aber nicht dazu äußerten, auf welcher Basis dies geschah. Ansonsten geben sich Nutzer mit den Häkchen oft als Fans von Musk zu erkennen.
Twitter führte die Symbole ein, damit Nutzer sicher sein konnten, dass sich niemand für Prominente, Politiker oder Sportler ausgibt. Tech-Milliardär Elon Musk behauptete nach seinem Kauf von Twitter für rund 44 Milliarden Dollar, das Verfahren zur Vergabe der Häkchen sei "korrupt" gewesen und sie seien zum Teil von Twitter-Mitarbeitern willkürlich verteilt worden. Das System habe Nutzer in "Lords und Bauern" geteilt, deswegen sollten nun alle dafür bezahlen.
Weitere widersprüchliche Handlung von Elon Musk
Inzwischen entschied ausgerechnet Musk selbst eigenmächtig, wer ein Häkchen behalten soll, ohne dafür zu bezahlen. In der Nacht zum Freitag tauchten erste Fake-Profile auf. So wurde in einem Tweet von "@NYC_GOVERNMENT" behauptet, das sei der offizielle Account der Stadt New York. Das echte Profil "@nycgov" hat auch kein Häkchen-Symbol. Ein Profil mit Namen und Foto der Schriftstellerin J. K. Rowling entschuldigte sich für deren Äußerungen der vergangenen Monate. Beide Fake-Accounts wurden wenig später blockiert.
Jetzt könne sich jeder für sie ausgeben, kritisierte schon am Vortag die Sängerin Dionne Warwick, deren Profil ebenfalls das Verifikationshäkchen verlor. Schon bei Einführung der Bezahl-Haken im November hatte es Chaos mit täuschend echten Fake-Accounts einiger Prominenter und Unternehmen gegeben. Danach wurden zusätzliche Vorkehrungen eingeführt.
Bei Twitter brachten Werbeeinnahmen traditionell den Großteil des Geschäfts ein. Nach der Übernahme durch Musk gab es eine Abwanderung von Anzeigenkunden. Er hofft nun stärker auf Abo-Erlöse von Nutzern und Unternehmen. Das Häkchen-Symbol zum Teil eines Abos zu machen, gehört zu dem Plan. Bei dem neuen Modell gibt es eine tatsächliche Verifikation nur für Unternehmen. Sie sollen für ihr goldgelbes Häkchen aber auch deutlich mehr Geld bezahlen: 950 Euro pro Monat statt der 9,52 Euro für einzelne Nutzer.
Darüber hinaus soll es noch eine Veränderung bei Twitter gegeben haben. So berichtet die Nachrichtenplattform AFP, dass Twitter die Kennzeichnungen "staatsnah" und "regierungsfinanziert" von zahlreichen Nutzerkonten entfernt habe. Laut AFP zeigten etliche Medien westlicher Staaten sowie Russlands, Chinas und weiterer Länder diese Kennzeichnungen am Freitag nicht mehr an, darunter der US-Sender National Public Radio (NPR), die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, das Kreml-nahe Auslandsmedium RT und Kanadas öffentlich-rechtlicher Rundfunksender CBC. Allerdings gibt es noch keine offizielle Bestätigung dazu.
Quelle: ntv.de, tkr/dpa