Bank of America im Fokus US-Anleger kommen aus der Deckung
17.10.2022, 22:29 Uhr
US-Anleger starten optimistisch in die Woche.
(Foto: REUTERS)
Nach den kräftigen Abgaben zum Ende der vergangenen Woche zeigen sich die US-Börsen mit deutlichen Aufschlägen. Damit setzt der US-Aktienmarkt seinen jüngsten Zickzack-Kurs fort.
Positive Impulse vom Bankensektor und die Kehrtwende bei den Steuerplänen in Großbritannien heben die Stimmung an der Wall Street. Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss 1,86 Prozent höher bei 30 185,82 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Ende um 2,65 Prozent auf 3677,95 Punkte hoch. Der mit Technologiewerten gespickte Nasdaq 100 gewann sogar 3,46 Prozent auf 11.062,53 Zähler - das bedeutete den prozentual höchsten Tagesgewinn seit dem 27. Juli.
Für Aufsehen sorgte insbesondere ein über den Erwartungen liegendes Ergebnis beim zweitgrößten US-Kreditinstitut Bank of America, das dessen Aktien um mehr als sechs Prozent nach oben trieb. "Die Bank of America profitierte von einem höheren Zinsumfeld sowohl bei den Renditen der neu ausgegebenen Kredite als auch bei der wachsenden Zahl der Einleger", sagte Siddharth Singhai, Investmentchef bei Ironhold Capital. Die Papiere der Rivalen JPMorgan, Morgan Stanley, Citigroup und Wells Fargo zogen zwischen 1,5 und 4,7 Prozent an.
Die Gewinnrückgänge bei den großen US-Geldhäusern hatten die Stimmung an der Wall Street zum Wochenausklang eingetrübt. Den Kreditinstituten machen die Börsenturbulenzen zu schaffen, die das Investmentbanking lahmlegten. Zugleich müssen mehr Mittel zur Deckung von Kreditausfällen bereitgestellt werden. Das traf auch die Bank of America, die im Vergleich zu ihren Konkurrenten aber über einen großen Bestand an Kundeneinlagen verfügt und stark von den gestiegenen Zinsen profitiert hat.
"Die Ergebnisse zeigen die Stärke eines starken US-Filialnetzes", konstatierte Oppenheimer-Analyst Chris Kotowski. Die Aktien der US-Bank Goldman Sachs, die am Dienstag ihre Zahlen vorlegen wird, zogen um rund zwei Prozent an. Einem Insider zufolge steht die Investmentbank vor einem umfassenden Umbau, bei dem das Investmentbanking mit dem Handel zusammengelegt werden soll.
Für mehr Risikofreude sorgte auch die Kehrtwende bei den umstrittenen Steuerplänen in Großbritannien. Der neue britische Finanzminister Jeremy Hunt kündigte am Montag an, nahezu alle Steuerpläne von Premierministerin Liz Truss würden rückgängig gemacht. Die umstrittenen schuldenfinanzierten Steuersenkungen sind damit vom Tisch. Nach den Turbulenzen in der vergangenen Woche zog der Dax daraufhin um 1,7 Prozent auf 12.649 Punkte an, der EuroStoxx50. STOXX50E gewann 1,8 Prozent auf 3443 Zähler. Das Pfund stieg um mehr als zwei Prozent auf 1,1426 Dollar.
Die Aussicht auf eine nachhaltigere Haushaltspolitik ließ Anleger auch bei britischen Staatsanleihen wieder zugreifen. Dies drückte die Renditen zehnjähriger britischer Bonds wieder unter vier Prozent auf bis zu 3,914 Prozent. Parallel dazu ging die Rendite der zehnjährigen US-Bonds auf bis zu 3,91 Prozent zurück. Auch die Rendite von Bundestiteln sank auf bis zu 2,212 Prozent, nachdem sie in der vergangenen Woche mit 2,423 Prozent den höchsten Stand seit August 2011 erreicht hatte.
Bei den Einzelwerten schossen Archaea Energy mehr als 53 Prozent nach oben auf 25,95 Dollar. Der britische Ölkonzern BP macht Tempo bei seinem Umbau zum Ökostromproduzenten und schluckt den US-Biomethan-Hersteller für bis zu 4,1 Milliarden Dollar. Der Fahrdienstvermittler Lyft konnte mit einer Erhöhung der Servicegebühr bei Anlegern punkten. Die Titel des Uber-Rivalen zogen rund sieben Prozent an. Lyft setzte die Gebühr, die seine US-Fahrer an das Unternehmen zahlen, nach oben, um die höheren Versicherungskosten zu decken. Die Erhöhung beträgt nach Firmenangaben durchschnittlich weniger als 50 Cent pro Fahrt. Uber legen im Windschatten fast fünf Prozent zu.
Medienmogul Rupert Murdoch prüft nahezu ein Jahrzehnt nach der Trennung wieder die Zusammenlegung von Fox Corp und News Corp. Wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, haben beide Unternehmen vor kurzem spezielle Vorstandsausschüsse eingerichtet, um eine mögliche Transaktion zu prüfen und potenzielle finanzielle Bedingungen zu bewerten. Die Gespräche befänden sich in einem frühen Stadium. News Corp ist Eigentümer von Dow Jones, Herausgeber von Dow Jones Newswires und dem Wall Street Journal sowie Nachrichtenorganisationen in Großbritannien und Australien. Die A-Aktien von Fox Corp gaben 9,4 Prozent nach, während die A-Titel von News Corp um 3,4 Prozent zulegten.
Quelle: ntv.de, mba/rts