Wirtschaft

Sorge um Zinsen führt ins Minus US-Arbeitsmarktdaten bremsen Wall Street leicht aus

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Die Daten am US-Arbeitsmarkt lassen sich nur schwer interpretieren.

Die Daten am US-Arbeitsmarkt lassen sich nur schwer interpretieren.

(Foto: REUTERS)

Tagsüber sieht es an der Wall Street gut aus, zeitweise ist sie sogar im Plus. Doch die Unsicherheiten beim Thema Zinsen lässt die US-Börse zum Schluss doch ins Minus rutschen. Ein schwacher US-Dollar treibt zudem die Ölpreise in die Höhe.

Nach den US-Arbeitsmarktdaten für Juni hat die Wall Street am Freitag leichter tendiert. Allerdings drehten die Indizes erst in den letzten Minuten des Handels ins Minus, nachdem sie zwischenzeitlich solide Aufschläge von rund einem halben Prozent gezeigt hatten. Das Geschehen war von Vorsicht und Unsicherheit geprägt, weil sich die Akteure mit der Interpretation der neuen Daten schwertaten.

Einerseits dämpften sie Sorgen vor weiter steigenden bzw. längere Zeit hohen Zinsen, die am Donnerstag noch von extrem starken Beschäftigungsdaten der US-Privatwirtschaft geschürt worden waren. Andererseits änderten sie nichts an der Erwartung, dass die US-Notenbank am 26. Juli die Zinsen anheben dürfte.

Der Dow-Jones-Index schloss 0,6 Prozent tiefer mit 33.735 Punkten. Die breiteren S&P-500 und die Nasdaq-Indizes gaben um bis zu 0,3 Prozent nach. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 2.137 (Donnerstag: 398) Kursgewinner, 804 (2.581) Kursverlierer und 89 (45) unveränderte Aktien.

Im Juni verlangsamte sich der Stellenzuwachs nicht nur stärker als angenommen, zugleich wurden die Daten zu den neu geschaffenen Stellen in den beiden Vormonaten deutlich nach unten revidiert. Die 209.000 neu geschaffenen Arbeitsplätze waren zudem die wenigsten seit mehr als zweieinhalb Jahren, was darauf hindeuten könnte, dass die Zinserhöhungen der US-Notenbank Wirkung zeigen. Allerdings sank die Arbeitslosenquote wie erwartet geringfügig auf 3,6 Prozent, und die Löhne legten mit 4,4 Prozent auf Jahressicht nochmals etwas stärker zu als im Vormonat, was eher für einen weiter angespannten Arbeitsmarkt spricht.

Nasdaq 100
Nasdaq 100 23.652,44

"Das ist zu viel und es passt nicht zum 2-Prozent-Inflationsziel und legt nahe, dass der Arbeitsmarkt eine weitere Abkühlung braucht", kommentierte Andrew Hunter von Capital Economics. "Der Aktienmarkt ist in einer verzwickten Situation", meinte Seb Vismara, Ökonom bei BNY Mellon Investment Management. "Die Risiken bleiben in Bezug auf die Zinssätze nach oben gerichtet." Die US-Wirtschaft sei nach wie vor "zu stark", als dass die Kerninflation schnell auf 2 Prozent zurückfallen könne, was die Fed unter Druck setze, die Zinsen in diesem Jahr weiter anzuheben und möglicherweise länger als erwartet hoch zu halten, sagte er.

Dollar wird schwächer

Am Anleihemarkt zogen die Renditen überwiegend moderat an, nachdem sie zunächst eher etwas nachgegeben hatten. Tags zuvor waren sie sehr stark gestiegen. Am kurzen Ende sanken die Marktzinsen allerdings. Offenbar interpretierte der Rentenmarkt die Arbeitsmarktdaten so, dass das Ende der Zinserhöhungen in Sicht sein dürfte.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Zu dieser Lesart passend ging es am Devisenmarkt für den Dollar deutlich nach unten. Der Euro wurde zuletzt mit 1,0968 Dollar gehandelt, verglichen mit einem Tagestief bei 1,0870. Entsprechend deutlich um 0,8 Prozent gab der Dollarindex nach. Der Yen zog von 144 auf 142,25 je Dollar an.

Am Aktienmarkt sackten Levi Strauss um 7,7 Prozent ab. Der Jeanshersteller hatte durchwachsene Quartalszahlen vorgelegt und seine Jahresprognose gesenkt. Beim Großhändler Costco (-2,3%) enttäuschten die Umsätze im Juni.

Biogen verbilligten sich um 3,5 Prozent, trotz der Zulassung des Alzheimermedikaments Leqembi durch die US-Arzneimittelbehörde FDA. Die Markteinführung des Mittels dürfte eher langsam vonstattengehen, warnten Analysten. Sie verwiesen auf Logistik- und Infrastrukturengpässe, zumal das Mittel regelmäßig via Infusionen verabreicht werden müsse.

Ölpreise steigen

Weiter dynamisch aufwärts ging es mit Rivian. Der Kurs des Elektroautoherstellers stieg bereits den achten Handelstag in Folge, diesmal um 14,2 Prozent und in den vergangenen acht Börsentagen insgesamt um über 80 Prozent. Zur Rivian-Hausse tragen auch die jüngst gemeldeten unerwartet starken Auslieferungen im zweiten Quartal bei.

Tesla Motors (USD)
Tesla Motors (USD) 350,81

Tesla (-0,8%) gaben leicht nach. Das Unternehmen hat sich 15 chinesischen Autoherstellern angeschlossen, mit der Verpflichtung, den Preiskrieg bei Elektrofahrzeugen zu beenden.

First Solar verbesserten sich um 3,3 Prozent. Das Unternehmen hat eine Kreditlinie über 1 Milliarde Dollar ausgehandelt, zur Finanzierung neuer Fabriken.

Die Ölpreise stiegen kräftig um bis zu 2,6 Prozent in den Bereich von Fünfmonatshochs. Treiber war vor allem der schwache Dollar, der Öl für Käufer aus dem Nichtdollarraum verbilligt.

Quelle: ntv.de, vmi/DJ

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