Wirtschaft

Aufbauhelfer nach "Harvey" US-Baubranche benötigt Migranten

Tausende zerstörte Häuser: Tropensturm "Harvey" hat Schäden in Milliardenhöhe angerichtet.

Tausende zerstörte Häuser: Tropensturm "Harvey" hat Schäden in Milliardenhöhe angerichtet.

(Foto: dpa)

Zerstörte Häuser - zerstörte Existenzen: Im Tropensturm "Harvey" müssen Hunderttausende um ihre Zukunft bangen. Ein schneller Wiederaufbau, so sagen Fachleute aus dem Baugewerbe, könnte an Trumps Einwanderungspolitik scheitern.

Die harte Haltung von US-Präsident Donald Trump im Umgang mit illegalen Einwanderern könnte den Wiederaufbau nach dem Wirbelsturm "Harvey" ausbremsen. Gerade in dem von Sturm und Regenmassen besonders gebeutelten Bundesstaat Texas leben nach Einschätzung von Experten viele Bauarbeiter und Handwerker ohne gültige Papiere.

Die US-Regierung aber geht immer schärfer gegen illegale Einwanderer vor. In Texas sehen sich Arbeitskräfte ohne Visum zusätzlich mit einer besonders strikten Gesetzeslage konfrontiert. Die Nervosität wächst unter Baggerfahrern, Maurern, Klempnern und Elektrikern ohne Papiere: Aus Furcht vor Festnahmen, so heißt es, denken viele von ihnen darüber nach, dem Bundesstaat den Rücken zu kehren – oder sie haben es bereits getan.

(v.l. Greg Abbott, Donald Trump, Melania Trump)

(v.l. Greg Abbott, Donald Trump, Melania Trump)

(Foto: AP)

Für die lokale Wirtschaft könnten sich daraus massive Probleme ergeben: Denn es sind gerade die illegalen Einwanderer, die seit mittlerweile Jahrzehnten die eher schlecht bezahlten Abriss- und Bauarbeiten erledigen. Nach den Zerstörungen durch "Harvey" werden sie dringend gebraucht - auch um die Kosten des Wiederaufbaus nicht in die Höhe schnellen zu lassen. Absehbar ist bereits jetzt, dass der Bedarf an Arbeitskräften in der Baubranche massiv ansteigen wird.

Der Wiederaufbau von Houston sei die Feuertaufe für die Republikaner und ihre Anti-Einwanderungspolitik, sagt Jay De Leon, der wie die meisten der zehn Angestellten seiner kleinen Baufirma illegal in den USA lebt. Die Arbeitskraft der Migranten hält er nach "Harvey" für unverzichtbar: "Ich glaube, dass das ohne uns nicht möglich sein wird." Doch in den vergangenen Wochen sei bereits einer seiner Angestellten nach Mexiko zurückgekehrt, sagt der 47-Jährige, der selbst seit 20 Jahren in den USA lebt und dessen zwei Kinder die US-Staatsbürgerschaft haben. Ein weiterer Mitarbeiter sei aus Texas in einen anderen Bundesstaat gezogen.

Hintergrund dieser Abwanderung aus dem Bundesstaat am Golf von Mexiko ist ein Gesetz, das texanischen Gemeinden die Duldung illegaler Einwanderer untersagen soll. Die neue Regelung wurde zwar von einem Bundesrichter gestoppt, kurz bevor sie in Kraft treten sollte.

Doch der texanische Gouverneur Greg Abbott hat bereits angekündigt, in Berufung gehen zu wollen. Zur Rolle illegaler Einwanderer beim Wiederaufbau nach "Harvey" hat sich Abbott bislang noch nicht geäußert. Die durch den Sturm entstandenen Schäden an Häusern, Geschäften, Straßen und Brücken werden auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt.

Arbeitskräfte ohne Papiere

Der Anteil illegaler Einwanderer unter den Arbeitern der texanischen Baubranche lag im vergangenen Jahr nach einer Untersuchung der Denkfabrik Pew Research Center bei 28 Prozent, in anderen Studien ist sogar von 50 Prozent die Rede. Von sämtlichen Arbeitern ohne Papiere in Texas sind laut dem Migration Policy Institute allein 28 Prozent im Bau tätig – so viele wie in keinem anderen Wirtschaftssektor.

Die Baufirma Marek Construction, die nach eigener Auskunft keine illegalen Einwanderer einstellt, hat sich schon länger bei der Suche nach neuen Fachkräften schwer getan. Jetzt spricht Unternehmenschef Stan Marek von einer Krise. "Wir haben es mit mehreren tausend Häusern mit Flutschäden zu tun", klagt er. Dafür reiche die Arbeitskraft der legal in den USA lebenden Bauarbeiter und Handwerker in keiner Weise aus.

Quelle: ntv.de, ihe/reuters

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