Offerte von 53,50 Euro je Aktie US-Investor kauft Bahn-Zulieferer Schaltbau
07.08.2021, 17:40 Uhr
Der Verkehrstechnikkonzern Schaltbau produziert unter anderem Türen für den ICE.
(Foto: picture alliance / imageBROKER)
Der amerikanische Investor Carlyle schluckt den Münchener Verkehrstechnikkonzern Schaltbau. Das Angebot kommt bei den Anteilseignern gut an: Es liegt ein Drittel über dem Freitags-Schlusskurs. Der Vorstand um Ex-Siemens-Manager Brandes begrüßt den Einstieg.
Der Münchner Bahntechnik-Spezialist Schaltbau soll für rund 700 Millionen Euro an den US-Finanzinvestor Carlyle verkauft werden. Carlyle bietet 53,50 Euro für jede Schaltbau-Aktie und hat bereits 69 Prozent der Anteile sicher, wie beide Unternehmen mitteilten. Die Offerte liegt damit 32 Prozent über dem Schlusskurs der Schaltbau-Aktie vom Freitag, der mit 40,55 Euro nahe einem Jahreshoch lag.
Der Schaltbau-Vorstand um den ehemaligen Siemens-Manager Jürgen Brandes begrüßt den Einstieg der Amerikaner. "Mit der zusätzlichen finanziellen Unterstützung, dem globalen Branchenzugang und Netzwerk von Carlyle können wir unsere Wachstumspläne, die wir in unserer Strategie 2023 dargelegt haben, deutlich beschleunigen", sagte Brandes.
Schaltbau hat sich seinerseits Übernahmen vorgenommen - auch um im Geschäft mit der E-Mobilität für Nutzfahrzeuge und Pkw sowie in der Technik für die Erneuerbare-Energien-Branche stärker Fuß zu fassen. Für das laufende Jahr peilt die an der Börse im streng regulierten Prime Standard gelistete Schaltbau mit ihren 3000 Mitarbeitern einen Umsatz von 520 bis 540 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 26 bis 27 Millionen Euro an.
Carlyle hat zugesagt, die Struktur, die Standorte und die Belegschaft von Schaltbau unangetastet zu lassen. Ende 2020 hatte der Finanzinvestor für gut zwei Milliarden Euro Flender, die Industriegetriebe-Tochter von Siemens, gekauft.
Carlyle muss bis zu 709 Millionen Euro für Schaltbau in die Hand nehmen: 513 Millionen Euro allein für die Aktien. Dazu kommen eine Pflichtwandelanleihe und weitere Verbindlichkeiten. Die größten Aktionäre von Schaltbau haben sich verpflichtet, ihre Anteile im Zuge des Übernahmeangebots an Carlyle abzugeben. Dazu gehören die Familie Zimmermann (25 Prozent), der Investor Teslin Capital (zehn Prozent) und der aktivistische Investor AOC (acht Prozent).
Die Bahnindustrie steckt mitten in der Konsolidierung: Der französische Zughersteller Alstom hat den kanadischen Konkurrenten Bombardier übernommen, um sich gegen den chinesischen Weltmarktführer CRRC zu behaupten. Der französische Rüstungskonzern Thales verkaufte kürzlich seine Signaltechnik-Sparte für 1,66 Milliarden Euro an den japanischen Rivalen Hitachi.
Quelle: ntv.de, ddi/rts