Dollar auf Dreijahreshoch USA sind nicht immun gegen Coronavirus
24.02.2020, 18:52 Uhr
Das Coronavirus sorgt für eine weltweite Kettenreaktion. Auch der Dollar-Anstieg geht aufs Konto der Epidemie.
(Foto: REUTERS)
Beim Super Bowl tönt Präsident Trump, das Coronavirus aus China sei kein Problem für die USA. Die Amerikaner seien bei der Bekämpfung der Epidemie die "Besten auf der Welt". Die steile Dollar-Kurve zeigt: Die weltgrößte Volkswirtschaft hat das Virus trotzdem erwischt.
Dumm gelaufen, könnte man sagen: Beim Super Bowl Anfang des Monats hatte Donald Trump sich noch gebrüstet, sein Land habe das Coronavirus "so ziemlich besiegt". Die Amerikaner seien "unglaublich" bei der Bekämpfung der Epidemie. Sie seien "die Besten auf der Welt", jubelte er. Worauf der US-Präsident in seinem Interview mit Fox News anspielte, waren der Einreisestopp für Chinesen und andere Ausländer sowie die zweiwöchige Quarantäne für US-Bürger, die zuvor in China waren. Richtig ist, in den USA gibt es erst 35 Infizierte, keiner ist bislang an dem Virus gestorben. Drei sind geheilt.
Nicht auf dem Schirm hatte Trump vor drei Wochen offenbar, dass sich die größte Volkswirtschaft das Virus auch anders einfangen könnte. Maßnahmen wie Einreiseverbote oder Quarantäne mögen die Bevölkerung vor Ansteckung schützen. Deshalb ist die größte Volkswirtschaft der Welt aber nicht immun gegen andere Folgen der Epidemie, wie man am steil ansteigenden Dollarkurs sieht.
Weil die Investoren wegen des Coronavirus in "sichere Anlage-Häfen" flüchten, hat die US-Währung in den vergangenen Wochen deutlich an Wert zugelegt. Keine andere Währung habe eine Chance gegen die Attraktivität des Greenback, zitiert der US-Sender CNN den ING-Devisenexperten Francesco Pesole. Ende vergangener Woche beendete der sogenannte Dollar-Index, der die US-Währung mit sechs anderen Währungen vergleicht, auf dem höchsten Stand seit 2017. Auf diesem Niveau verweilt der Dollar derzeit. Selbst die "Besten auf der Welt" sind vor solchen Dominoeffekten offenbar nicht gefeit.
Der Höhenflug der US-Währung dürfte Trump nach allem, was er im vergangenen Jahr von sich gegeben hat, ziemlich schlechte Laune bereiten. Trump will für seine "America-First"-Politik eine schwache US-Währung. Je niedriger der Kurs, umso mehr Produkte "Made in USA" kann er auf dem Weltmarkt absetzen. Steigt der Kurs, werden die amerikanischen Waren zu teuer. Und umgekehrt, die im Ausland hergestellten Waren in den USA zu billig - und damit für die US-Verbraucher zu attraktiv. Das heißt, so wie es gerade läuft, entwickelt es sich anders als geplant.
Trump selbst hat Dollar-Stärke befeuert
"Der starke Dollar bringt uns um", so und so ähnlich hatte Trump im vergangenen Jahr in mehreren Tweets geätzt. Die Kritik richtete sich immer gegen die Notenbanker. Im Unterschied zur EZB, die den Leitzins nach der Finanzkrise 2008 bei null Prozent belassen hatte, hatten die eigenen Währungshüter der Fed die Zinsen zügig wieder angehoben - und erst im vergangenen Jahr eine vorsichtige Rolle rückwärts eingeleitet.
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Richtig ist auch, dass Trump seinen Teil zur Dollarstärke beigetragen hat. Durch Deregulierung und massive Steuersenkungen hat er Marktkräfte entfesselt, die die US-Währung beflügelt haben. Die Konjunktur steht robust da. Sein selbstangezettelter Handelskrieg macht den Dollarhafen dazu noch zum perfekten Ort, um die Zollstreitigkeiten auszusitzen. Schwellenländer werden von Investoren dagegen gemieden. Dass der Dollar so stark ist, liegt also nicht allein an der Geldpolitik der Fed.
Der Ausbruch des Virus und die Kettenreaktion am Devisenmarkt ist ein unerwarteter Querschläger für Trumps Strategie. Die US-Konjunktur ist viel robuster als die europäische oder asiatische, weil Europa oder Asien mit ihren Lieferketten viel mehr am Tropf der chinesischen Konjunktur hängen - Amerika ist wesentlich unabhängiger. Aber genau das macht Anlagen in den Dollar nun zusätzlich attraktiv.
Der Dollaranstieg zeigt, wie die Räder der Weltwirtschaft ineinander greifen. Auch die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen, die auf ein Dreieinhalb-Jahres-Tief gefallen sind, reagieren auf das Coronavirus. "Marktteilnehmer betrachten US-Anlagen als 'sicheren Hafen', unabhängig von der Anlageklasse", sagt Mark McCormick, Anlagestratege beim Brokerhaus TD Securities.
Noch hat Trump wegen des starken Dollars nicht aufgemuckt. Das dürfte allerdings nur noch eine Frage der Zeit sein. Vermutlich wird er wieder in Richtung Fed austeilen. An den Börsen wird gemunkelt, dass wegen der Konjunktursorgen durch die Verschärfung der Coronavirus-Entwicklung die Forderungen nach geldpolitischen Lockerungen Richtung Notenbanken Fed und EZB demnächst zunehmen werden. Es ist die Gunst der Stunde für Trump.
Quelle: ntv.de, ddi