Dreistellige Millionenschäden Versicherer ziehen bittere Bilanz nach Hagel in Bayern
07.09.2023, 16:50 Uhr Artikel anhören
Unwetter sorgten in Bayern für Zerstörung.
(Foto: dpa)
Heftigen Hagel hat es immer schon gegeben, sagen viele. Bei den Unwettern in Bayern Ende August gehen jedoch Körner von außergewöhnlicher Größe nieder. Sie werden zur Bedrohung für Menschen und töten Tiere - und sorgen laut Versicherern für Millionenschäden an Häusern und Autos.
Die Unwetter mit Sturm und Hagel Ende August im Süden Bayerns haben laut der Versicherungskammer Bayern Schäden in dreistelliger Millionenhöhe angerichtet. Das Tief "Denis" mit Schwerpunkten in Bad Bayersoien und Benediktbeuern sei das bisher schwerste und teuerste Unwetter der vergangenen fünf Jahre im Freistaat, teilte der Versicherer mit.
Das Unwetter war am 26. August über Bayern gezogen - mit ungewöhnlich großem Hagel. "Wir hatten tatsächlich bis zu zehn Zentimeter Durchmesser, das ist wirklich extrem", sagte Christian Krams, Leiter Schaden im Konzern Versicherungskammer Bayern und Vorstand BavariaDirekt. "Bis sieben Zentimetern kennen wir, bis zehn Zentimetern war für uns auch neu."
Große Hitze und plötzliche Feuchtigkeit hätten zu diesem ungewöhnlichen Phänomen geführt. Dächer seien Ansammlungen von Scherben gewesen, sagte Krams. Manche Autos haben Totalschaden. Bisher seien allein wegen "Denis" knapp 15.000 Schadenmeldungen eingegangen. Wegen der Ferien gingen Meldungen teils verzögert ein. Ziel sei es nun vor allem, vor dem Winter die Schäden so zu beheben, dass die Betroffenen gut durch die kalte Jahreszeit kommen.
Die Schäden an Gebäuden machten etwa 85 Prozent und an Autos etwa 15 Prozent aus. Es gebe einzelne Schäden, die allein im zweistelligen Millionenbereich lägen, etwa am Kloster Benediktbeuern. Experten des Denkmalschutzes seien dort zur Einschätzung unterwegs. Die Schadenschätzungen für die Landwirtschaft liegen laut Krams zusätzlich im mittleren einstelligen Millionenbereich.
Für Sturm- und Hagelschäden kommen Gebäude- und Hausratversicherung auf. Schäden etwa durch umgefallene Bäume ersetze die Wohngebäudeversicherung. Heftige Stürme, Hochwasser- und Überschwemmungskatastrophen als Folge des Klimawandels sowie Schneedruck und Lawinen seien aber Naturgefahren, die eigens versichert werden müssten. Das sei vielen Hausbesitzern nach wie vor nicht bewusst. Weniger als die Hälfte der Häuser in Bayern hätten hier Versicherungsschutz gegen Elementargefahren.
Riesen-Hagelkörner als Gefahr für Mensch und Tier
Meteorologe Jörg Kachelmann gab sich Ende August beim Kurznachrichtendienst X alarmiert: "Es war ein glücklicher Umstand, dass in Bayern Schulferien waren letzte Woche. Kleinkinder auf dem Schulweg würden 8+ cm Hagel nicht unbedingt überleben."
In weiteren seiner Postings waren verendete Tiere wie Störche und Rehe zu sehen. Dazu schrieb Kachelmann: "Beim Hagel kürzlich in Bayern müssen wir mehr auch daran denken, was es mit dem Tierreich macht. Auch Tiere gehören zu den Leidtragenden einer Atmosphäre mit höheren Temperaturen und mehr Wasserdampf in der Luft und entsprechend häufiger größerem Hagel."
Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LVB) ging laut "Bild" von etwa fünf toten Störchen aus, die von etwa acht Zentimeter großen Hagelkörnern erschlagen wurden. Zahlreiche weitere Vögel sollen verletzt worden sein. "Das ist wirklich ein Sonderfall, dass so etwas passiert", sagte eine Sprecherin des LVB. Auch Katzen, Enten, Hühner und sogar ein Pferd soll es getroffen haben.
Quelle: ntv.de, rog/dpa