WeWork vor Insolvenz Wall Street gibt vor US-Inflationsdaten nach
09.08.2023, 22:58 Uhr Artikel anhören
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,5 Prozent tiefer auf 35.123 Punkten.
(Foto: REUTERS)
Die Wall Street beendet den Handel zur Wochenmitte mit leichten Abgaben. Teilnehmer sprechen von verstärkter Zurückhaltung im Vorfeld der erwarteten US-Verbraucherpreise für Juli. Bei den Einzelaktien sticht der Kurs des US-Bürovermieters WeWork hervor: Er bricht um mehr als ein Drittel ein.
Anleger an der Wall Street haben im Vorfeld der US-Inflationsdaten für Juli erneut die Köpfe eingezogen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,5 Prozent tiefer auf 35.123 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 1,2 Prozent auf 13.722 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,7 Prozent auf 4467 Punkte ein.
"Wir denken, dass zum jetzigen Zeitpunkt einige Gewinnmitnahmen und kurzfristige Konsolidierungen erfolgen", sagte Aadil Zaman, Partner bei der Wall Street Alliance Group. Bereits am Vortag hatte die Herabstufung der Bonitätsnote mehrerer kleiner und mittelgroßer amerikanischer Banken US-Anleger nervös gemacht und die Wall Street ins Minus gedrückt. In Europa waren nach dem jüngsten Rücksetzer hingegen zur Wochenmitte die Anleger an die europäischen Aktienmärkte zurückgekehrt. Die italienische Regierung beruhigte die Gemüter mit der Festlegung einer Obergrenze für ihre beschlossene Sondersteuer auf Bankgewinne. Nach dem Rutsch um 2,7 Prozent am Dienstag wegen der überraschenden Einführung einer Übergewinnsteuer zog der europäische Bankenindex nun wieder rund ein Prozent an.
Dagegen bauten große US-Banken ihre Verluste weiter aus. So büßten etwa die Bank of America, JPMorgan, Citigroup sowie Goldman Sachs jeweils mehr als ein Prozent ein. Bei Wells Fargo ging es 1,7 Prozent bergab. Die Ratingagentur Moody's hatte am Vortag mitgeteilt, möglicherweise auch einige der Großbanken herabzustufen. Mit Spannung warteten US-Anleger nun auf die am Donnerstag anstehenden US-Inflationsdaten, von denen sie sich weitere Hinweise auf die künftige Geldpolitik erhoffen.
Die Fed hat die Teuerungsrate mit ihrem Zins-Marathon bereits auf 3,0 Prozent gedrückt und damit in Sichtweite des Ziels von 2,0 Prozent. Für Juli rechnen von Refinitiv befragte Experten allerdings wieder mit einem Anstieg der Rate auf 3,3 Prozent. "Es gibt immer noch eine gewisse hartnäckige Inflation", sagte Tim Ghriskey, Investmentstratege bei Inverness Counsel.
Bei den Einzelwerten schickte die Ankündigung von Lyft, die Preise zu senken, um seinen Rivalen Uber einzuholen, die Aktien des Fahrdienstvermittlers in den Keller. Die Papiere von Lyft gaben rund zehn Prozent nach. Die Titel des größeren Konkurrenten Uber verloren mehr als zwei Prozent. Sogar um mehr als ein Drittel brachen die Titel des US-Bürovermieters WeWork ein. Der Konzern bereitete seine Aktionäre angesichts anhaltender Verluste auf eine mögliche Pleite vor und schickte damit seine Aktien auf Talfahrt. WeWork brauche frisches Geld oder müsse die Regeln des Insolvenzrechts nutzen, kündigte die Firma an.
Um rund 18 Prozent stürzte zudem Emergent BioSolutions ab. Damit lagen die Aktien des Impfstoffentwicklers nahe ihres 16-Jahres-Tiefs. Der Konzern schreckte Anleger mit einer Senkung der Umsatz- und Margenprognosen für das laufende Jahr wegen der Schwäche im Vertragsgeschäft mit der Entwicklung von Arzneimitteln ab. Eine Partnerschaft mit der Walt-Disney-Tochter ESPN beflügelte unterdessen die Aktie von Penn Entertainment. Die Anteilsscheine des US-Casino-Betreibers schossen rund neun Prozent in die Höhe. Penn und der Sportsender ESPN wollen gemeinsam ein Sportwettengeschäft unter der Marke ESPN Bet starten, teilten die beiden Unternehmen mit.
Quelle: ntv.de, jki/rts