Nasdaq auf Höhenflug Wall Street nimmt Zinserhöhung positiv auf
15.06.2022, 23:02 Uhr
Kalt erwischt hat die Händler der Zinsentscheid nicht.
(Foto: REUTERS)
Die Zinserhöhung der Fed ist am Mittwoch das alles beherrschende Thema an der Wall Street. Nach den jüngsten Inflationsdaten hatten die Händler mit einem deutlichen Sprung gerechnet - und sind entsprechend wenig überrascht. Nach verlustreichen Tagen geht es für den Dow, vor allem aber für den Nasdaq nach oben.
Die größte US-Zinserhöhung seit 1994 ist von US-Investoren am Mittwoch positiv aufgenommen worden. Der Dow Jones gewann ein Prozent auf 30.669 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte 2,5 Prozent auf 11.099 Punkte vor und der breit gefasste S&P 500 legte 1,5 Prozent auf knapp 3790 Punkte zu.
Die Anhebung des Leitzinses um 0,75 Prozentpunkte durch die US-Notenbank liege zwar am oberen Ende, aber immer noch im Rahmen der Erwartungen, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Gleiches gelte für die Zinsprognosen der Fed-Führung, die sogenannten Dot Plots. "Einen positiven Aspekt haben die Dots auch zu bieten: Trotz Inflationsschock bleiben die langfristigen Zinserwartungen konstant."
Die US-Devise erhielt dagegen nur kurzzeitig Rückenwind durch die Fed-Entscheidung. Der Dollar-Index fiel am Abend (MESZ) um knapp 0,5 Prozent auf 104,82 Punkte, nachdem er in unmittelbarer Reaktion auf die Zinserhöhung auf ein 19-1/2-Jahres-Hoch geklettert war.
Kryptowährungen rutschen weiter ab
Bei den Kryptowährungen ging die Talfahrt dagegen weiter. Bitcoin fiel zeitweise um fast neun Prozent und hielt sich nur knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 20.000 Dollar. Ethereum rutschte um bis zu 15 Prozent ab und war mit 1012,68 Dollar so billig wie vor eineinhalb Jahren. Er halte es für möglich, dass der in Schieflage geratene Krypto-Kreditgeber Celsius Cyber-Devisen in großem Stil verkaufen müsse, um Sicherheitszahlungen zu leisten, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Die Situation scheint sich nicht zu beruhigen."
Derweil bereitete ein trüber Ausblick der Internationalen Energieagentur IEA der Ölpreis-Rally ein vorläufiges Ende. Wegen steigender Zinsen, der Aufwertung des Dollar und einer möglichen Abkühlung der Konjunktur warnt die Behörde vor einem Nachfrage-Rückgang. Die US-Rohölsorte WTI verbilligte sich daraufhin um 2,5 Prozent auf 115,91 Dollar je Barrel (159 Liter). Allerdings sei das Angebot weiterhin knapp, gab Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda zu bedenken. "Ich kann hier keine Veränderung erkennen, so lange die Weltwirtschaft nicht in eine Rezession stürzt."
Zu den Gewinnern an der Wall Street zählte Hertz. Die Titel des Autovermieters stiegen um fünf Prozent. Das Unternehmen kündigte ein neues, zwei Milliarden Dollar schweres Aktienrückkauf-Programm an.
Gefragt waren auch die Papiere von Vimeo, die sich um 7,1 Prozent verteuerten. Die für Musikvideos bekannte Streaming-Plattform steigerte den Umsatz den Angaben zufolge im Mai um 16 Prozent und die durchschnittlichen Erlöse pro Nutzer um elf Prozent.
Hoffnungen auf eine Wiederzulassung des Modells 737 Max für den Flugbetrieb in China beflügelten Boeing. Die Aktien des Flugzeugbauers gewannen 9,4 Prozent. Genährt wurden die Spekulationen von einem Testflug von China Southern. Es war der erste seit dem Crash eines älteren 737-Typs dieser Fluggesellschaft im März.
Quelle: ntv.de, ino/rts