Chip-Werte unter Druck Wall Street rutscht tiefer ins Minus
06.07.2023, 23:05 Uhr Artikel anhören
Angesichts des ungebrochenen Booms am US-Arbeitsmarkt machen sich Anleger erneut Sorgen über längerfristig hohe Zinsen.
(Foto: REUTERS)
Erste Konjunkturdaten fallen vielversprechend aus, gleichzeitig nähren die Fed-Protokolle Spekulationen über die nächsten Zinserhöhungen. In diesem Spannungsfeld geht es für die US-Börsen nach unten. Die Aktien von Chipherstellern leiden unter dem eskalierenden Handelsstreit mit China.
Neu entflammte Zinssorgen nach den Fed-Protokollen vom Mittwoch haben die Wall Street auch am Donnerstag ins Minus gedrückt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,1 Prozent tiefer auf 33.922 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 0,8 Prozent auf 13.679 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,8 Prozent auf 4411 Punkte ein.
Wie aus den jüngsten Mitschriften der US-Notenbank Fed hervorgeht, sehen die Währungshüter bei den Zinsen Luft nach oben, obwohl sie im Juni eine Pause einlegten und die Leitzins-Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent beibehielten. Fed-Chef Jerome Powell hatte Ende Juni erklärt, dass die meisten Entscheidungsträger der Notenbank von mindestens zwei weiteren Zinserhöhungen bis Jahresende ausgingen. "Die Frage ist nicht mehr, ob die Fed in diesem Monat erhöht, sondern wie viele Erhöhungen noch folgen werden", sagte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda.
Maßgeblich für das weitere Vorgehen seien nun Konjunkturdaten, prognostizierte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Daher warteten die Investoren mit Spannung auf den für Freitag geplanten offiziellen US-Arbeitsmarktbericht für Juni und die Inflationszahlen in der kommenden Woche. "Fallen beide Datensätze entsprechend aus, könnte sich die heutige Unruhe also auch schnell wieder legen", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets. Andernfalls müssten die Märkte mit weiteren Zinserhöhungen über das bisher bekannte Maß rechnen.
Handelsstreit beeinträchtigt Chip-Werte
Die am Donnerstag veröffentlichten starken Job-Daten des Personaldienstleisters ADP, die als Vorläufer des offiziellen Berichts der US-Regierung gelten, drückten den Goldpreis. Das gelbe Metall verbilligte sich um knapp ein halbes Prozent auf 1909 Dollar je Feinunze. Wenn die Zinsen steigen, investieren Anleger eher in sichere, aber verzinste Anlagen, anstatt Gold zu kaufen, für das es keine Zinsen gibt.
Neben der Zinspolitik betrachteten die Anleger auch die Eskalation des Handelsstreits zwischen China und den USA mit Sorge. China will den Export bestimmter, für die Chip-Herstellung wichtiger Rohstoffe erschweren, nachdem die USA den Export von Hochleistungschips an die Volksrepublik beschränkt hat. Inmitten des sich zuspitzenden Handelsstreits zwischen den USA und China ist US-Finanzministerin Janet Yellen in die Volksrepublik gereist. Die Aktien von Chipherstellern wie Intel, Qualcomm, Nvidia und Micron verloren zwischen 0,5 und 1,7 Prozent.
Die Pläne der US-Fluggesellschaft JetBlue, ihre Partnerschaft mit American Airlines zu beenden, setzten die beiden Aktien unter Druck. Die Papiere von JetBlue und American verloren 7,2 beziehungsweise 2,4 Prozent. JetBlue hatte mitgeteilt, sie werde der Anordnung eines US-Richters folgen und ihre Geschäftsbeziehung mit American aufgeben, um die geplante Übernahme des kleineren Rivalen Spirit durchziehen zu können. Die Spirit-Aktie ging rund ein Prozent höher aus dem Handel.
Die Facebook-Mutter Meta konnte ihre ursprünglichen Kursgewinne nach dem Startschuss für die neue Kurznachrichten-App Threads nicht halten. Die Titel gaben 0,8 Prozent nach, nachdem sie zeitweise um gut ein Prozent gestiegen waren. In Erwartung der Markteinführung der App namens Threads, die Elon Musks kriselndem Rivalen Twitter Nutzer abjagen soll, waren die Titel am Mittwoch um drei Prozent auf ein Zwölf-Monats-Hoch von 294 Dollar gestiegen.
Quelle: ntv.de, ino/rts