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Rebuy-Chef im Interview Was bekomme ich für mein altes Smartphone?

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Rebuy nimmt Elektronikgeräte nur bis zu einem bestimmten Alter an.

Rebuy nimmt Elektronikgeräte nur bis zu einem bestimmten Alter an.

(Foto: picture alliance/dpa)

Das Berliner Unternehmen Rebuy ist Marktführer beim Wiederverkauf gebrauchter Elektronik. Im Podcast "Die Stunde Null" erklärt Geschäftsführer Philipp Gattner, was sich am besten verkauft und was mit alten Handys geschieht.

Rebuy kauft Smartphones in sehr unterschiedlichen Zuständen an. Wie wird festgestellt, ob die Geräte noch etwas taugen?

Philipp Plattner: Wir haben vor zwei Jahren einen Standort in Berlin-Falkensee eröffnet, an dem die Geräte technisch und optisch geprüft werden, und zwar weitestgehend automatisiert. Da werden die Daten gelöscht, dann läuft das Produkt über ein Fließband und wird von unterschiedlichen Robotern untersucht. Das sind mehrere Dutzend Tests - Display, Audio, Kamera. Dann werden hochauflösende Fotos geschossen, und auf Basis dieser Fotos wird der optische Zustand festgelegt.

Schaut da noch ein Mensch drauf?

Es gibt eine Qualitätssicherung, bei der jedes Produkt noch mal von einem Menschen angeschaut wird.

Und dann wird der Preis festgelegt. Wie entsteht der?

Da liegt ein Algorithmus hinter, der den Preis definiert. Das hängt vom funktionalen und optischen Zustand des Produktes ab. Es spielt aber auch die Nachfrage auf der Website, das Inventar oder saisonale Fragen eine Rolle. Für ein iPhone 12 kann man zum Beispiel schon mehrere Hundert Euro bekommen.

Wie viele Smartphones durchlaufen pro Tag einen solchen Prozess?

Wir verkaufen im Jahr zwischen 400.000 und 500.000 Elektronikprodukte. Davon machen Smartphones etwas mehr als 50 Prozent aus. Da kann man sich ausrechnen, wie viele Produkte da am Tag durch unsere Zentren laufen. Das ist inzwischen schon signifikant.

Wie profitabel ist dieses Geschäft?

Wir sind seit vier Jahren profitabel. Die Strategie liegt auch auf profitablem Wachstum. Also zwischen 15 und 20 Prozent Wachstum pro Jahr.

Rebuy nimmt Elektronikgeräte nur bis zu einem bestimmten Alter an. Ließen sich die Bauteile bei älteren Geräten nicht auch noch verwerten, im Sinne der Nachhaltigkeit?

Der Großteil der Produkte ist in einem Zustand, in dem sie auch wieder weiterverkauft werden können. Wir haben aber auch ein eigenes Reparaturzentrum, in dem wir Displays und Rückencover austauschen oder Akkus wechseln können. Wir arbeiten aber seit ein oder zwei Jahren auch daran, selbst Ersatzteile herzustellen. Also Einzelteile von Produkten zur Reparatur anderer zu verwenden. Für alles, was in der Wertschöpfungskette darunter liegt, also Zerlegung in Rohstoffe, haben wir Recycling-Partner.

Wie soll das Unternehmen weiter wachsen?

Die Kreislaufwirtschaft bekommt zwar verdientermaßen heute sehr viel Aufmerksamkeit, wir sind aber mit dem Markt noch in einer sehr frühen Phase. Wenn wir über Wachstum nachdenken, dann geht es erst einmal darüber, die Position im deutschen Markt weiter auszubauen. Indem wir mehr Leute darauf hinweisen, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Das Geschäftsmodell bekommt viel Zuspruch, das Wissen darüber ist aber noch nicht so verbreitet.

Wie gut werden denn Elektronikgeräte in Deutschland überhaupt wiederverwertet?

Es gibt die Schätzung, dass im deutschen Raum 200 Millionen Handys ungenutzt in Schubladen schlummern. Und wir müssen die Menschen davon überzeugen, dass es sich lohnt und dass es extrem einfach ist, diese Produkte wieder in Umlauf zu bringen und dafür auch noch Geld zu bekommen. Da liegt noch sehr viel in den Schubladen herum, was wir gut weiterverwenden könnten.

Was außer Unterhaltungselektronik und Büchern ließe sich denn noch auf diese Weise wieder in den Kreislauf bringen?

Natürlich kann man sich dieses Geschäftsmodell auch für andere Kategorien vorstellen. Dazu könnten Haushaltsgeräte und Küchenutensilien gehören. Der Thermomix ist ja sozusagen das iPhone der Küche und würde daher gut reinpassen. Aber da ist sicher noch lange nicht Schluss.

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Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null":

  • Warum Rebuy ins Geschäft mit gebrauchten Büchern einsteigt
  • Wie sich nach der Vorstellung neuer iPhones die Preise verändern
  • In welchen Ländern Gebrauchtwaren am besten funktionieren

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Quelle: ntv.de

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