Milliardendeal beschlossen Was wollen Chinesen mit Mediamarkt und Saturn?


Bei Mediamarkt und Saturn übernehmen bald Chinesen das Ruder. Der Onlineriese JD.com kauft Ceconomy, den Mutterkonzern der Elektronikketten. Der Deal lohnt sich für die Chinesen aus mehreren Gründen.
Gerüchte um eine Übernahme von Mediamarkt und Saturn durch den Tech-Giganten JD.com hatten immer wieder die Runde gemacht. Nun macht der Tech-Riese Ernst und übernimmt die Mehrheit an der Muttergesellschaft der beiden Elektronikketten, der Düsseldorfer Holding Ceconomy,
Die im Onlinehandel groß gewordene JD.com hat den Ceconomy-Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot unterbreitet, sich aber nach Gesprächen mit den bisherigen Großaktionären eigenen Angaben zufolge bereits die Mehrheit der Anteile gesichert. Insgesamt wird Ceconomy mit gut 2,2 Milliarden Euro bewertet.
Größter Aktionär der Düsseldorfer ist bisher die Mitgründerfamilie Kellerhals mit knapp 30 Prozent. Dazu kommen die am Großhandelskonzern Metro beteiligte Meridian-Stiftung und der Familienkonzern Haniel. Meridian, Haniel sowie drei kleinere Anteilseigner werden ihre Aktien an die Chinesen komplett verkaufen. Die Familie Kellerhals trennt sich von knapp 4 Prozent ihrer Anteile, bleibt aber mit mehr als 25 Prozent an Bord.
Für JD.com ist Ceconomy aus mehreren strategischen Gründen interessant. Mit der Übernahme bekommt der Tech-Riese Zugang zu einem der größten Onlineshops für Elektronikartikel in Europa sowie zu einem Netz von etwa 1000 Märkten in elf europäischen Ländern. Ceconomy erzielte mit rund 50.000 Beschäftigten zuletzt einen Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Euro - ein knappes Viertel davon fuhren die Onlineshops ein.
Schritt nach Europa
Die Chinesen mit einem Jahresumsatz von knapp 159 Milliarden US-Dollar wollen mit dem Schritt nach Europa unabhängiger vom Heimatmarkt werden. JD.com ist mit eigenen Lieferketten eines der größten privatwirtschaftlichen Unternehmen der Volksrepublik und seit mehr als zehn Jahren an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert.
JD.com hatte zuletzt im britischen Markt einen Zukauf geprüft - Gespräche mit dem Elektronikhändler Currys hatten aber keine greifbaren Ergebnisse gebracht. JD.com war damals vor allem an dem Filial- und Lagerhausnetzwerk des britischen Unternehmens interessiert, um seine Expansion in Europa voranzutreiben. Ein solches Netzwerk auf dem europäischen Kontinent hat auch Ceconomy zu bieten. Der Aufbau eines eigenen starken Vertriebs- und Logistiknetzes in Europa würde viel Zeit und Geld kosten.
JD.com bekommt mit der Übernahme außerdem direkten Zugang zum Endkunden - sowohl online als auch in den Filialen in vielen Fußgängerzonen. Viele Produkte, die Mediamarkt und Saturn verkaufen, stammen ohnehin aus China.
JD.com bleibt mit der Übernahme seinen Ursprüngen treu. Im Unterschied zu chinesischen Konkurrenten wie Alibaba und Pinduoduo ist das Unternehmen kein reiner Online-Marktplatz, sondern besitzt ein eigenes Netzwerk von Logistikzentren. Gründer Liu Qiangdong hält wenig von chinesischen Billig-Apps wie Temu und Shein. Die würden dem Ruf Chinas schaden, in Europa und den USA zum Verlust von Arbeitsplätzen führen - und zur Gegenwehr herausfordern.
Frankreich im Blick
Mit einer Ceconomy-Übernahme bekommt JD.com auch bei der französischen Elektronikhandelskette Fnac Darty einen Fuß in die Tür. Ceconomy hält mehr als 23 Prozent der Aktien an dem Konzern. "Der Anteil an Fnac Darty bleibt", sagte Ceconomy-Chef Deissner: "Wir betrachten ihn als langfristige strategische Option, an der wir festhalten."
Die erste Saturn-Filiale wurde 1961 in Köln eröffnet, der erste Mediamarkt 1979 in München. Die Einzelhandelskette übernahm den Wettbewerber Saturn 1990. Einige Jahre später besaß die Metro AG die Mehrheit an beiden Marken. Das Handelsunternehmen Ceconomy, zu dem die MediaMarktSaturn Retail Group heute zählt, entstand 2017 als Abspaltung von Metro.
Quelle: ntv.de, mit dpa/rts