CFM weist Schuld von sich Wegen gefälschter Zertifikate droht Skandal in Luftfahrt
22.09.2023, 09:59 Uhr Artikel anhören
In einigen Triebwerken vom Typ CFM56 wurden nicht zertifizierte Teile verbaut.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
In den Flugzeugtriebwerken von Turbinenhersteller CFM International sind Teile verbaut, die keine Zulassung haben. Betroffen sind Airbus und Boeing. Der Hersteller gibt die Schuld einem Zulieferer, Unterlagen sollen gefälscht sein.
Skandal in der Luftfahrt-Branche? Der Turbinenhersteller CFM International soll Triebwerke mit Teilen ohne Zulassung der Luftaufsichtsbehörden ausgeliefert haben, berichtet der Branchendienst Air Data News. Betroffen sind Personen- und Frachtflugzeuge von Airbus und Boeing sowie womöglich auch Militärflugzeuge.
Das in Paris ansässige Joint Venture CFM International gehört dem US-Technologiekonzern General Electric und dem französischen Triebwerksspezialisten Safran aus Frankreich. Das Unternehmen hat die Probleme mit einer unbekannten Anzahl an Triebwerken des Typs CFM56 sowie CF6 am Mittwoch bekannt gegeben. Die betroffenen Triebwerke sind in der Luftfahrt weitverbreitet, das CFM56 ist etwa in Flugzeugen wie der Boeing 737 Classic und NG sowie in der ersten Generation der A320-Familie von Airbus verbaut. Auch die Militärflugzeuge P-8A Poseidon sowie KC-46 Pegasus könnten noch immer mit betroffenen CFM56-Triebwerken ausgestattet sein. Weltweit soll es noch Tausende Triebwerke dieses Typs geben. Das CF6-Triebwerk von GE ist Teil der Frachtmaschine Boeing 767 sowie des Airbus A330.
Die Sicherheitszertifikate stellen sicher, dass die Teile nach bestimmten, verlässlichen Standards hergestellt werden. Ohne Überprüfung droht ein erhebliches Sicherheitsrisiko.
Zulieferer soll Unterlagen herausgeben
Das Unternehmen gibt dem britischen Zulieferer AOG Technics die Schuld. Dieser soll für die von ihm hergestellten Teile gefälschte Zertifikate verwendet haben. AOG soll mittels Klage vor dem High Court in London zur Herausgabe von Dokumenten veranlasst werden. Die Produktion der betreffenden Teile soll bis ins Jahr 2015 zurückgehen. "Sicherheit hat für uns oberste Priorität, und wir gehen aggressiv gegen AOG Technics vor, weil das Unternehmen nicht zugelassene Triebwerksteile mit gefälschten Lufttüchtigkeitsunterlagen verkauft hat. Wir arbeiten weiterhin gemeinsam mit der Luftfahrt-Branche daran, nicht zugelassene Teile aus der globalen Lieferkette herauszuhalten", so CFM in einer Pressemitteilung.
CFM soll bislang 86 gefälschte Dokumente gefunden haben, verdächtige Triebwerke gebe es annähernd 100. Zunächst sei es wichtig, die betroffenen Flugzeuge zu ermitteln, berichtet Air Data News. Eine Warnung an die Besitzer von Flugzeugen mit den entsprechenden Triebwerken hat die US-amerikanische Luftfahrt-Aufsicht FAA bereits herausgegeben. Diese sollten ihre Flugzeuge möglichst schnell überprüfen.
Erste Meldungen über einen Verdacht gab es im Juni. Diesen meldete TAP Manutencao e Engenharia aus Portugal. Bloomberg berichtete, dass Fluggesellschaften wie United Airlines, Virgin Australia und Southwest Airlines bereits Maschinen mit AOG-Teilen identifiziert haben. Auch die Europäische Agentur für Flugsicherheit warnte bereits.
Quelle: ntv.de, ara