Wirtschaft

IW kritisiert Gießkannen-Prinzip Wer mehr verdient, wird stärker entlastet

Altbauten im Berliner Szeneviertel Prenzlauer Berg. Menschen, die sich eine große Wohnung leisten können, profitieren eher von der Gaspreisbremse.

Altbauten im Berliner Szeneviertel Prenzlauer Berg. Menschen, die sich eine große Wohnung leisten können, profitieren eher von der Gaspreisbremse.

(Foto: picture alliance / Lothar Ferstl)

Mit milliardenschweren Entlastungspaketen will die Bundesregierung die Folgen der Energiekrise abfedern. Doch Wirtschaftsexperten zufolge sind die Hilfen nicht gerecht verteilt. Defizite sehen sie vor allem bei der Gaspreisbremse und bei der Unterstützung von Mittelständlern.

Wohlhabende profitieren besonders stark von den Entlastungspaketen der Bundesregierung. Darauf weist das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer neuen Analyse hin. Ein Beispiel sei die geplante Gaspreisbremse: "Wer sich eine große Wohnung leisten kann und mehr Energie verbraucht, wird auch stärker entlastet", hieß es. "Es ist richtig von der Politik, angesichts der Schwere der Energiepreiskrise Geld in die Hand zu nehmen. Allerdings dominiert die Methode Gießkanne zu stark", kritisierte der IW-Steuerökonom Tobias Hentze.

So werde durch die bislang beschlossenen Maßnahmen ein Single mit einem Jahresbruttoeinkommen von 25.000 Euro um 1510 Euro entlastet, ein Gutverdiener mit einem Einkommen von 75.000 Euro aber um 2689 Euro. Bei Familien sei der Effekt sogar noch stärker. Insgesamt beziffert das IW das Volumen der Maßnahmen auf rund 200 Milliarden Euro.

Der größte Posten sei dabei die Gaspreisbremse, für die bisher nur Vorschläge einer Expertenkommission vorliegen, mit demnach 96 Milliarden Euro. An zweiter Stelle folgten die Steuersenkungen zum Ausgleich der kalten Progression mit 17 Milliarden Euro.

Defizite sieht das IW bei den Hilfen für Unternehmen. "Insbesondere der Mittelstand ist bedroht, schon jetzt bangen energieintensive Betriebe, beispielsweise Bäckereien und Papierverarbeitungsunternehmen, um ihre Existenz", warnte das Institut. "Die Regierung sollte flächendeckend Steuerzahlungen stunden", empfahl Hentze. Außerdem sollten Vorauszahlungen erstattet werden, um die Liquidität in den Unternehmen schnell zu verbessern.

Quelle: ntv.de, mdi/AFP

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