Wirtschaft

Insolvenzantrag gestellt Windhorst-Werften FSG und Nobiskrug sind pleite

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Arbeiter der FSG-Werft beklagten bereits ausstehenden Lohn.

Arbeiter der FSG-Werft beklagten bereits ausstehenden Lohn.

(Foto: picture alliance / Jörg Carstensen)

Die Werften FSG und Nobiskrug kämpfen bereits seit Jahren um das wirtschaftliche Überleben. 2019 steigt Lars Windhorst bei einem der Schiffsbauer ein, ein Jahr später folgt das nächste Investment. Aber mit wenig Erfolg: Jetzt wird für beide Firmen ein Insolvenzantrag gestellt.

Für die Werften FSG in Flensburg und Nobiskrug in Rendsburg des Investors Lars Windhorst ist Insolvenzantrag gestellt worden. Die Amtsgerichte Flensburg und Neumünster haben die Rechtsanwälte Christoph Morgen beziehungsweise Hendrik Gittermann als vorläufige Insolvenzverwalter bestellt, wie Sprecher mitteilten.

Derzeit verschafften sich beide zusammen mit ihren Teams einen Überblick über die jeweilige wirtschaftliche Situation der unter dem Dach der FSG-Nobiskrug Holding agierenden Schiffbauunternehmen.

Im Anschluss an die Mitarbeiterversammlungen der beiden Werften wollen die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter, Vertreter der Betriebsräte sowie der IG Metall in Flensburg über die Lage informieren. An dem Termin will auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen teilnehmen.

Stadtwerke drohten mit Stromabstellung

Die beiden Werften gehören zur Tennor-Gruppe von Windhorst. FSG und Nobiskrug haben seit langer Zeit Probleme; Gehälter wurden immer wieder verspätet gezahlt. Zuletzt warteten insgesamt rund 500 Beschäftigte an beiden Standorten auf das Novembergehalt sowie das Weihnachtsgeld. Zwischenzeitlich war fast die gesamte Belegschaft freigestellt.

Die Stadtwerke SH wollten am Montag am Standort Rendsburg die Stromzufuhr unterbrechen, da seit dem 1. Dezember kein Stromversorgungsvertrag mehr vorlag. Nur weil noch ein Schiff der Bundespolizei bis zum heutigen Donnerstag zur Reparatur im Dock lag, wurde die Maßnahme verschoben, wie die Stadtwerke am Dienstag mitteilten.

In der mehr als 150-jährigen Geschichte der FSG stand die Werft mehrfach vor dem Aus. Doch es fand sich bislang immer jemand, der sie vor dem Untergang bewahrte. 2014 übernahm der norwegische Schifffahrts- und Offshorekonzern Siem Industries die FSG von einem Münchner Investor.

Bereits 2020 Insolvenzantrag

2018 machte die Werft bei einem Umsatz von 213 Millionen Euro einen Nettoverlust von 111 Millionen Euro, wie aus dem damals veröffentlichten Geschäftsbericht des norwegischen Konzerns Siem Industries hervorging. Anfang 2019 stieg Investor Windhorst in die Werft ein, im Spätsommer desselben Jahres übernahm seine Investmentgesellschaft Tennor die damals schon angeschlagene Werft ganz.

Im Frühjahr 2020 musste nach einem geplatzten Schiffsgeschäft Insolvenz beantragt werden. Zum 1. September 2020 übernahmen mehrere zu Tennor gehörende Gesellschaften die Werft und 350 der damals rund 600 Beschäftigten. Für den Neustart hatte Windhorst eine relativ gute Ausgangsposition geschaffen, denn die neue "FSG 2.0" startete ohne Altschulden und Verbindlichkeiten. Allerdings auch ohne Aufträge.

Ein knappes Jahr später übernahm die FSG den insolventen, renommierten Superjachtenbauer Nobiskrug in Rendsburg. Neue Aufträge, die Windhorst immer wieder angekündigt hatte, waren Mangelware. Lediglich einen Auftrag hat die FSG in Abarbeitung. Im Sommer widerrief der Bund eine Förderung über 62 Millionen Euro für den Bau von Flüssiggas-Bunkerschiffen bei der FSG. Das mehrfach zugesicherte Eigenkapital zur Besicherung der Aufträge sei nicht zur Verfügung gestellt worden. Ein FSG-Sprecher sagte damals, die Behauptung sei falsch, Tennor habe die erforderlichen Nachweise über die Bereitstellung des Eigenkapitals nicht erbracht.

Windhorst persönlich wurde für sein Verhalten, leere Versprechungen und mangelnde Kommunikation immer wieder von vielen Seiten kritisiert. Erst Ende November hatte der schleswig-holsteinische Landtag sich für einen Investorenwechsel ausgesprochen. Wirtschaftsminister Madsen und auch Ministerpräsident Daniel Günther hatten mehrfach einen Rückzug Windhorsts gefordert. Auch eine Insolvenz brauche niemanden zu schocken, sagte Günther vor einem Monat in Flensburg. Das müsse nicht bedeuten, dass hier Schluss sei. "Vielleicht kann das auch eine neue Chance bedeuten."

Quelle: ntv.de, lme/dpa

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