Einigung mit dem Gericht Haftbefehl gegen Investor Lars Windhorst außer Vollzug
04.06.2024, 12:18 Uhr Artikel anhören
Windhorst vor einer Anhörung in Schleswig-Holstein zur Lage seiner angeschlagenen Werften.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der ehemalige Hertha-BSC-Investor Lars Windhorst gerät wieder in Konflikt mit der Justiz. Diesmal geht es um eine Insolvenz in Hannover. Da Windhorst nicht zu einem Gerichtstermin erscheint, wird zunächst Haftbefehl erlassen.
Das Insolvenzgericht in Hannover hat einen Haftbefehl gegen den Investor Lars Windhorst außer Vollzug gesetzt. Das sagte eine Sprecherin des zuständigen Amtsgerichts Hannover. Hintergrund sei, dass sich Windhorst mit dem Gericht auf einen Termin verständigt habe. Wann dieser ist, sagte die Sprecherin nicht. Zuvor war bekannt geworden, dass das Gericht am 23. Mai einen Haftbefehl gegen den Investor erlassen hatte, weil Windhorst seiner Mitwirkungspflicht in einem Insolvenzantragsverfahren einer Tochtergesellschaft seiner Holding nicht nachgekommen sei. Einem Anhörungstermin am 22. April sei er unentschuldigt ferngeblieben, hieß es.
In dem Verfahren geht es um das Ihme-Zentrum, ein Wohn-, Büro- und Einkaufszentrum in Hannover. Windhorst hatte Teile der stark sanierungsbedürftigen Großimmobilie 2019 übernommen. Nach einer geplanten Sanierung wollte Windhorst seinen Anteil an dem Zentrum mit Gewinn weiterverkaufen. Doch im vergangenen Sommer stellte die Holding-Gesellschaft des Investors ihre Zahlungen ein. Die übrigen Anteilseigner stellten daraufhin den Insolvenzantrag.
Windhorst sollte vor Gericht erscheinen, um Auskünfte zur Struktur der betreffenden Gesellschaften zu geben sowie um Zahlungsnachweise vorzulegen. Außerdem sollte Windhorst Schlüssel, die sich noch bei ihm befinden, aushändigen. Ein Sprecher von Windhorsts Tennor-Gruppe bestätigte, dass gegen den Haftbefehl Beschwerde eingelegt worden sei. Der Haftbefehl sei ein "vom Gericht verhängtes Druckmittel", das Windhorst zu einer Aussage bewegen solle. Windhorst halte den Vorwurf, er wolle seiner Mitwirkungspflicht nicht nachkommen, für falsch. Darüber werde mit dem Gericht und dem Insolvenzverwalter zu sprechen sein.
Ärger in Schleswig-Holstein
Windhorst ist in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach mit Skandalen und Pleiten in die Schlagzeilen und ins Visier der Justiz geraten. Seine Karriere als Investor startete er spektakulär als "Wunderkind", das unter anderem Helmut Kohl auf Auslandsreisen begleiten durfte. Für Aufsehen sorgte vor allem sein Einstieg beim damaligen Berliner Bundesligisten Hertha BSC, den Windhorst an die Spitze des deutschen und europäischen Fußballs führen wollte. Stattdessen führte das Engagement zu einem Dauerstreit mit der Vereinsführung und hohen finanziellen Verlusten. Vor zwei Jahren verkaufte Windhorst schließlich seine Hertha-Anteile.
Vorwürfe gegen Windhorst kommen aktuell auch aus Schleswig-Holstein. Dort hatte Windhorst vor drei Jahren über die mehrheitlich im Besitz seiner Tennor-Holding befindliche Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) die insolvente Nobiskrug-Werft, einen Spezialisten für den Bau von Luxusjachten, übernommen. Das Unternehmen steckt nach wie vor in der Krise. Von Windhorst in Aussicht gestellte Aufträge blieben aus. Berichten zufolge sind auch Lohnzahlungen an die Beschäftigten teilweise ausgeblieben.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther kritisierte nun, dass Windhorst seine Versprechungen nicht einhalte. "In Schleswig-Holstein interessiert die Leute, dass man, wenn man etwas zusagt, es dann auch macht. Es ist die Zeit, in der Herr Windhorst handeln muss", sagte Günther. Trotz des Haftbefehls hat Windhorst zugesagt, zu einem Gesprächstermin vor Ort in der Werft am Mittwoch zu kommen.
Quelle: ntv.de, mbo/jpe