Vorbild für Metall und Elektro? Westdeutsche Stahlkocher erhalten mehr Geld
27.03.2021, 15:03 Uhr
Die Tarifpartner verständigten sich auf mehrere Einmalzahlungen.
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In der Nacht gelingt den Verhandlungspartnern der Durchbruch: In der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie einigen sich beide Seiten auf Prämien und Einmalzahlungen für die Beschäftigten. Die Gewerkschaft errechnet daraus ein Einkommensplus von zwei Prozent - und hofft auf Rückenwind.
Bei den Tarifverhandlungen für die rund 70.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie haben IG Metall und Arbeitgeber eine Einigung erzielt. Die Beschäftigten sollen Ende Juni eine steuerfreie Corona-Prämie von 500 Euro erhalten, wie die Parteien nach siebenstündigen Verhandlungen in der Nacht in Düsseldorf mitteilten.
Ende Dezember dieses Jahres sowie im Februar 2022 gebe es eine wiederkehrende Zahlung von je 250 Euro, ab 2023 münde diese in eine Höhe von insgesamt 600 Euro. Diese Zahlungen könnten auch zur Beschäftigungssicherung in Freizeit umgewandelt werden. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 15 Monaten bis Ende Mai kommenden Jahres.
Die IG Metall hatte vier Prozent mehr Lohn und Gehalt für die Stahlkocher in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen gefordert. "In der größten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit haben die Tarifpartner in der Stahlindustrie einen verantwortungsvollen und fairen Kompromiss gefunden", sagte der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Knut Giesler. "Die Beschäftigten erhalten nicht nur eine Einmalzahlung; ihre Entgelte steigen auch dauerhaft." Dadurch würden weitere Möglichkeiten zur Beschäftigungssicherung geschaffen. Giesler bezifferte das Volumen des Tarifabschlusses auf etwa zwei Prozent. Damit sei es der Gewerkschaft gelungen, Reallohnsteigerungen zu erreichen. Die Arbeitgeber machten dazu keine Angaben.
Verhandlungen für zentralen deutschen Industriezweig
Der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands Stahl, Heinz Jörg Fuhrmann, betonte: "Der Tarifabschluss trägt den Möglichkeiten, aber auch den Erfordernissen der deutschen Stahlindustrie und ihrer Beschäftigten in sehr verantwortungsvoller Weise Rechnung." Fuhrmann, Chef des zweitgrößten deutschen Stahlkonzerns Salzgitter, hob zudem hervor, dass beide Seiten für den angestrebten Wandel der Schwerindustrie zur Klimaneutralität einen Tarifvertrag schmieden wollten.
Die Branche mit Konzernen wie Thyssenkrupp, Salzgitter oder ArcelorMittal steht vor Milliardeninvestitionen für den Umbau zu einer CO2-freien Produktion. Zudem machen ihr Überkapazitäten und Billigimporte aus Fernost zu schaffen.
Gewerkschafter sehen in der Einigung auch eine Richtschnur für die Tarifverhandlungen in der deutlich größeren Metall- und Elektroindustrie, die zu Wochenbeginn in Düsseldorf fortgesetzt werden. In der Metall- und Elektroindustrie wird in NRW für rund 700.000 Beschäftigte verhandelt, bundesweit sind es rund 3,8 Millionen Mitarbeiter der zentralen deutschen Industriezweige. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach einer Tariferhöhung im Volumen von vier Prozent in die Verhandlungen gegangen. Die regional geführten Tarifverhandlungen werden in der Regel in einem Pilotbezirk zum Abschluss gebracht und dann von den übrigen Tarifgebieten im Kern übernommen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa