Wirtschaft

"Wurde für verrückt erklärt" Wie Gustavo Gusto den Markt für Tiefkühlpizzen knackte

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Seit Anfang des Jahres gibt es die Pizzen auch in den Niederlanden.

(Foto: AP)

Mit Tiefkühlpizzen starkes Wachstum erzielen? Was nach einem unmöglichen Projekt klingen mag, hat Christoph Schramm mit seinem Unternehmen Gustavo Gusto erreicht. Im Interview spricht er über sein Erfolgsrezept, seine nächsten Pläne und über die Kunst, manche Dinge doch noch einmal anders zu machen

Er wusste nicht, dass es unmöglich war, und deshalb hat er es getan - so könnte man Mark Twain paraphrasieren, um Christoph Schramm vorzustellen. Denn er hat etwas geschafft, was viele für unmöglich hielten: Mit Tiefkühlpizzen in einen Markt einzudringen, den sich bisher zwei Lebensmittelgiganten teilten. 2014 gründete er Gustavo Gusto mit der Überzeugung, dass Tiefkühlpizzen nicht zwangsläufig billig schmecken müssen. "Ich habe mich immer gefragt, warum es denn keine Pizza in der Tiefkühltruhe gibt, die wie eine Pizzeria-Pizza schmeckt und aussieht", sagt Schramm im Podcast "Die Stunde Null".

Damals betrieb er vier Pizzerien in Passau. Er experimentierte herum und stellte fest: Wenn er Pizzen aus seinem Restaurant halb backte, einfror und dann fertig backte, schmeckten sie ihm besser als Tiefkühlpizzen aus den Supermärkten. Er entschied sich also, sein eigenes Tiefkühlpizza-Unternehmen zu gründen. "Ich wurde von so ziemlich allen für verrückt erklärt und mir wurde davon abgeraten", erinnert er sich.

Dennoch konnte er ca. 250.000 Euro Startkapital bei Freunden und Familie einsammeln, plus einem 300.000 Euro-Darlehen der LfA Förderbank Bayern. Damit erwarb er eine Produktionsfläche in Geretsried und fing dort an, mit einem kleinen Team für die Gastronomie tiefgekühlte Pizzen herzustellen. Der Anfang waren hart: "Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich oben im Büro geschlafen habe - das war auch gleichzeitig meine Wohnung", sagt Schramm.

2015 wechselte Gustavo Gusto seine Strategie und nahm Kontakt mit dem Großhandel auf. Dadurch bekam Schramm den Kontakt zu Rewe, und die Supermarktkette begann 2016, die Pizzen in ihren südbayerischen Märkten zu verkaufen. Es sei nicht schwierig gewesen, den Lebensmittelhändler zu überzeugen, denn "der Einzelhandel ist mittlerweile scharf auf junge Marken, auf Startups, auf neue Produkte und auch auf Regionalität", so Schramm.

Sechs Jahre später sind die Pizzen von Gustavo Gusto bei den meisten deutschen Supermärkten zu finden, die Marke steige "branchenüberdurchschnittlich", und einer der beiden Konkurrenten habe Interesse an einer Übernahme gezeigt. Ein Verkauf kommt für den Gründer aber nicht infrage, denn er hat noch viel vor: Letztes Jahr hat das Unternehmen Speiseeis auf den Markt gebracht, und außer in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es Pizzen nun auch in den Niederlanden.

Trotz des Erfolges steht Gustavo Gusto vor großen Herausforderungen: Mit dem Krieg in der Ukraine und durch die Inflation sind die Kosten für Zutaten wie Mehl und Mozzarella sowie die Energiekosten stark gestiegen. Der Preis der Pizzen wurde erhöht. Dennoch reiche diese Anpassung nicht, um den Kostenanstieg zu kompensieren, so Schramm. Und als stark wachsendes Startup muss das Unternehmen seine Organisation neu denken und umstrukturieren. Aber Schramm hat es gezeigt: Unmöglich gehört nicht zu seinem Wortschatz.

Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null":

  • Woher die Idee für eine Pizzeria in Passau kam
  • Warum Schramm nie bei Siemens hätte arbeiten können
  • Wie die Produktion der ersten Lieferung bei Rewe lief

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Quelle: ntv.de

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