Wirtschaft

Dank "Waschsalon" in Emiraten Wie Russland Diamanten in den Westen schmuggelt

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Diamanten vor dem Schliff

Diamanten vor dem Schliff

(Foto: imago images/CHROMORANGE)

Russland zählt zu den größten Produzenten von Rohdiamanten, Sanktionen gibt es bislang nur wenige. Auch wenn viele Luxuskonzerne keine russischen Steine mehr kaufen wollen, hat die Industrie Wege gefunden, um die Herkunft zu verschleiern.

Große Marken wie Cartier und Tiffany behaupten, keine russischen Diamanten zu verkaufen - einem Bericht zufolge führen sie ihre Kunden aber in die Irre. Laut einer Untersuchung des "Kyiv Independent" landen russische Steine sehr wahrscheinlich in den Schmuckstücken der großen Luxusfirmen, die deren Herkunft beschönigen sollen.

Statt durch die Sanktionen gestoppt zu werden, hätten russische Diamanten nur ihre Route geändert, heißt es in dem Bericht. Statt über die EU, wo Vorschriften für eine gewisse Transparenz sorgen, werden die meisten russischen Diamanten nun über Dubai verkauft, das von Brancheninsidern als "Waschsalon" des Diamantenmarktes bezeichnet wird.

Um zu verhindern, dass Kriege und Konflikte mit Diamanten finanziert werden, gibt es eigentlich den Kimberley-Prozess, ein System, das mit Herkunftszertifikaten den Handel mit solchen Blutdiamanten unterbindet. Hierunter fallen aber nur Diamanten, deren Schürfen in Zusammenhang mit Rebellengruppen steht - russische Rohdiamanten unterliegen dem Prozess demnach nicht.

Über Indien oder Dubai

Um die US-Sanktionen und den selbstauferlegten Kaufverzicht der großen Luxusmarken zu umgehen, hat Russland dem Bericht zufolge zwei Wege gefunden. Der erste Ansatz ist, den Rohdiamanten von einem Unternehmen in der indischen Stadt Surat schleifen zu lassen - daraufhin gilt er nach US-Recht nicht mehr als "russisch". Neunzig Prozent aller Rohdiamanten der Welt werden Berichten zufolge in Surat geschliffen.

Die zweite laut Brancheninsidern häufiger von Russland praktizierte Variante ist, die Rohdiamanten in Dubai in Paketen zu mischen und später an Schleifer zu verkaufen. Pakete werden vor allem für kleinere Steine unter einem Karat genutzt - hier spielt die Herkunft keine Rolle, sondern nur Größe und Qualität. Große Luxusmarken kaufen anschließend von Zwischenhändlern, die wissentlich oder unwissentlich Diamanten aus Russland erwerben, sagen Brancheninsider. Import-Export-Daten, die von der ukrainischen Zeitung analysiert wurden, sollen das belegen.

Die USA haben mit Alrosa den Hauptproduzenten russischer Diamanten, der sich teilweise im Besitz des russischen Staates befindet, mit Sanktionen belegt. Das Unternehmen, das 30 Prozent des weltweiten Diamantenhandels ausmacht, litt nicht lange darunter, sondern steigerte 2023 sogar seine Umsätze. Ein Teil des Gewinns könnte für die direkte Unterstützung des russischen Militärs verwendet werden - das Unternehmen sponsert unter anderem ein U-Boot, das Teil der russischen Schwarzmeerflotte ist und Kalibr-Raketen trägt. Solche Raketen wurden in großem Umfang gegen ukrainische Städte eingesetzt, wobei Zivilisten getötet wurden.

Die G7-Länder wollen ein indirektes Verbot für den Handel mit russischen Diamanten aussprechen. So hieß es zumindest Mitte September aus belgischen Regierungskreisen. Das Verbot könnte im Januar in Kraft treten.

Quelle: ntv.de, mba

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen