Abstandsgebote zu Funkanlagen Windenergie-Branche beklagt "Blockaden"
16.01.2022, 10:05 Uhr
Bis zu 7 Gigawatt Leistung könnten zugebaut werden, wenn die Abstandsregeln gelockert würden, heißt es in der Branche.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Ausbau der Windenergie könnte schon viel weiter sein, würden unzeitgemäße Abstandsregeln zu Luftsicherheits- und Militäreinrichtungen nicht mehr gelten, beklagt die Branche. Auch Klimaschutzminister Habeck hat das Potenzial erkannt und kündigt Lösungen an.
Der Bundesverband Windenergie sieht ein großes Potenzial für einen schnelleren Ausbau der Windkraft an Land - falls "Blockaden" durch Navigationsanlagen für den Luftverkehr sowie militärische Belange aufgelöst werden. Nicht mehr "zeitgemäße Technologie" und zu großzügige Abstandsregelungen blockierten bis zu 7 Gigawatt (GW) Leistung, so der Verband. Das habe eine neue Umfrage unter Mitgliedern des Verbandes ergeben.
Zum Vergleich: Ende Juni lag die installierte Leistung der Windkraftanlagen in Deutschland bei rund 55 GW. Für das Jahr 2021 geht die Branche früheren Angaben zufolge von einem Zubau in Höhe von 2,2 bis 2,4 GW aus.
In der Umfrage ging es um die Anzahl der Windenergieprojekte, die aufgrund von Drehfunkfeuern oder militärischen Belangen blockiert oder verzögert werden. Drehfunkfeuer sind Navigationsanlagen für den Luftverkehr. Konfliktfelder im Zusammenhang mit militärischen Belangen sind laut Verband zum Beispiel Korridore für Hubschraubertiefflüge, Luftverteidigungsradar oder Übungsgebiete. Hier gebe ein großes Potenzial, zusätzliche Flächen für die Windenergie freizugeben, so der Verband.
Flugsicherung hat nochmal nachgerechnet
Der Bundesverband Windenergie forderte eine schnelle Klärung zu Drehfunkfeuern und militärischen Belangen. Dafür sei die direkte Abstimmung zwischen den beteiligten Ministerien Verkehr, Verteidigung und Wirtschaft notwendig, so Verbandspräsident Hermann Albers. Es handle sich um "low-hanging fruit", mit denen die Energiewende schnell auf Kurs gebracht werden könne.
Seit 2019, als es eine solche Umfrage in der Branche zuletzt gab, sei einiges passiert, hieß es. So habe die Deutsche Flugsicherung ihre Berechnungsformel zur Bewertung des Störeinflusses von Windenergieanlagen auf Drehfunkfeuer geändert. Dadurch seien deutlich mehr Projekte als genehmigungsfähig bewertet worden.
Klimaschutzminister Robert Habeck hatte umfassende Sofortmaßnahmen angekündigt, damit Klimaziele erreicht werden können. So sollen die erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne stark ausgebaut werden. Das Ministerium will außerdem kurzfristige Flächenpotenziale erschließen. Die Abstände zu Drehfunkfeuern und Wetterradaren sollen verringert sowie Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit des Windausbaus mit militärischen Interessen umgesetzt werden.
Im Bereich Funknavigation und Drehfunkfeuer seien 4 bis 5 GW Leistung möglich, heißt es in der "Eröffnungsbilanz" Habecks . Zusätzlich gebe es ein Potenzial von 3 bis 4 GW Leistung im Bereich militärischer Belange. Habeck will zwei Prozent der Landesfläche für Windenergie reservieren, das ist viel mehr als bisher.
Quelle: ntv.de, jog/dpa