Rekordverlust von 4,6 Milliarden Windkraft-Probleme ziehen Siemens Energy nach unten
15.11.2023, 07:50 Uhr Artikel anhören
Auch im kommenden Jahr rechnet Siemens Energy mit Problemen im Windkraft-Geschäft. Verkäufe sollen den Konzern im neuen Geschäftsjahr dennoch einen Gewinn einbringen. Vorerst aber steht das größte Minus in der Konzerngeschichte in den Büchern.
Am Tag nach der Bürgschaft durch den Bund hat Siemens Energy einen Rekordverlust bekannt gegeben. Knapp 4,6 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr sind das mit Abstand größte Minus in der jungen Geschichte des Energietechnikkonzerns. Ursache sind die Probleme im Windkraftgeschäft, die Energy regelmäßig die Bilanz verhageln und die im vergangenen Geschäftsjahr einen Höhepunkt erreichten.
Obwohl sie weiter drücken, erwarten die Münchner im seit Oktober laufenden Geschäftsjahr 2024 dank Verkäufen einen Gewinn von einer Milliarde Euro. Die operative Ergebnismarge werde aber bei minus zwei bis plus ein (2023/23: minus 8,9) Prozent erwartet, bei einem Umsatzwachstum von drei bis sieben Prozent. Allein für die Windkraft-Tochter Siemens Gamesa rechnet der Konzern 2023/24 mit einem Verlust von zwei Milliarden Euro, die Gewinnschwelle sei erst in drei Jahren - also 2026 - realistisch. "Um den Turnaround zu schaffen und Siemens Gamesa wieder profitabel zu machen, wird derzeit der Umfang der Geschäftsaktivitäten von Siemens Gamesa überprüft", hieß es in der Mitteilung. Näheres will Siemens Energy in der kommenden Woche verkünden.
Die restlichen Geschäfte laufen dagegen solide, können die Verluste im Windbereich aber nicht ausgleichen. "In einem äußerst herausfordernden Jahr für Siemens Energy wachsen zwei Drittel unserer Geschäfte profitabel und haben ihre Jahresziele erreicht oder übertroffen", betonte Konzernchef Christian Bruch. Im Windgeschäft sei das anders. "Hier sind alle Anstrengungen auf Kostenreduzierung, Selektivität bei den Verträgen und Produktivitätssteigerung gerichtet, während wir parallel an der Behebung der Probleme arbeiten."
Die Nachfrage nach den Produkten von Siemens Energy ist weiter hoch. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Auftragseingang mit gut 50 Milliarden Euro rund ein Drittel höher als 2022. Der Auftragsbestand wuchs um gut ein Siebtel auf 112 Milliarden.
"Stark beschleunigtes Wachstum"
"Die aktuell große Nachfrage nach unseren Produkten bringt auch Herausforderungen mit sich", sagte Bruch. "Wir sind daher froh, dass wir nach sehr konstruktiven Gesprächen eine gute Lösung mit allen Beteiligten gefunden haben, unser durch die Energiewende stark beschleunigtes Wachstum sicherzustellen."
Am Dienstag hatte das Bundeswirtschaftsministerium im Ringen um Garantien für Siemens Energy einen Durchbruch gemeldet. Kern ist eine Bürgschaft des Bundes über 7,5 Milliarden Euro. Auch die ehemalige Konzernmutter Siemens, Privatbanken und weitere Akteure sind im Boot. Insgesamt geht es um Garantien von 15 Milliarden Euro. Zudem wird Siemens Energy 18 Prozent an der indischen Gesellschaft Siemens Limited an Siemens verkaufen. Bisher hält Energy als Folge seiner Ausgliederung aus dem Siemens-Konzern im Jahr 2020 noch 24 Prozent daran. Der Erlös soll bei 2,1 Milliarden Euro liegen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa