Wirtschaft

Ifo-Index sinkt überraschendDeutsche Unternehmen zweifeln am Wirtschaftsaufschwung

24.11.2025, 11:30 Uhr
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Das Weihnachtsgeschäft läuft laut Ifo-Institut für den Einzelhandel bislang nicht wie erhofft. (Foto: picture alliance / Jochen Tack)

Die Wirtschaftsweisen haben ihre Prognose für das nächste Jahr zuletzt auf nur noch 0,9 Prozent Wachstum heruntergeschraubt. Viele Unternehmen blicken weiter skeptisch in die Zukunft. Experten üben scharfe Kritik an der Bundesregierung.

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen hat sich im November überraschend etwas eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 88,1 Punkte, nach 88,4 Zählern im Oktober, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Mini-Anstieg auf 88,5 Punkte gerechnet. Die Firmen blickten zwar etwas optimistischer auf ihre Lage, bewerteten aber zugleich ihre Aussichten skeptischer als zuletzt. "Die deutsche Wirtschaft zweifelt an einer baldigen Erholung", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Im Verarbeitenden Gewerbe trübte sich die Stimmung ebenfalls ein. "Insbesondere die Erwartungen bekamen einen deutlichen Dämpfer", betonte Fuest. "Die deutsche Wirtschaft kommt nicht vom Fleck", sagte Ifo-Konjunktur-Experte Klaus Wohlrabe.

LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch sprach von einer weiteren Enttäuschung. Die bessere Lageeinschätzung spiele eigentlich kaum eine Rolle - "der Anstieg war minimal und das erreichte Niveau bleibt unterirdisch". Vom erhofften "Herbst der Reformen" sei nicht viel übrig geblieben. "Leider ist die Politik Teil des Problems. Es wäre besser, wenn sie Teil der Lösung werden würde", erklärte der Analyst.

"Man möchte sich gar nicht ausmalen, was geschieht, wenn der Schub durch das Fiskalpaket weitgehend ausbleibt", ergänzte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Umso wichtiger sei es, dass die Bundesregierung endlich etwas gegen die Standortnachteile unternehme. "Auf den ausgebliebenen Herbst der Reformen darf nicht ein Winter mit Tiefschlaf folgen."

Schwacher Einzelhandel, starker Tourismus

Im Dienstleistungssektor hellte sich das Klima erneut auf. Einen merklichen Rückschlag gab es im Bereich Transport und Logistik, während es im Tourismus spürbar bergauf ging. Im Handel gab das Geschäftsklima nach. "Insbesondere der Einzelhandel zeigte sich zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts enttäuscht", erklärte das Ifo-Institut. Auch am Bau trübte sich die Stimmung ein - "die schwache Nachfrage bleibt ein bestimmender Engpass".

Nach einem Schrumpfen im Frühjahr und einer Stagnation im Sommer dürfte die deutsche Wirtschaft im laufenden Schlussquartal 2025 nach Einschätzung der Bundesbank wieder leicht wachsen. Ein spürbares Anziehen der Konjunktur erwarten Fachleute aber erst für das kommende Jahr, wenn die staatlichen Mehrausgaben für Infrastruktur und Verteidigung für Impulse sorgen dürften. Allerdings bremsen die US-Zölle und die bröckelnde Wettbewerbsposition im internationalen Konkurrenzkampf die deutsche Industrie.

Quelle: ntv.de, rog/rts

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