Nach Korruptionsvorwürfen Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert wirft Vorstände raus
28.11.2024, 12:55 Uhr Artikel anhören
Für den bayerischen Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert kommt es dick: Der Absatz ist schwach, die Produktion ruht teilweise und dann rücken auch noch Polizisten zu einer Razzia an. Zwei Vorständen werden Bestechungsvorwürfe gemacht. Die Reaktion des Unternehmens folgt prompt.
Der Freizeitmobilhersteller Knaus Tabbert hat zwei seiner derzeit drei Vorstandsmitglieder fristlos gefeuert. Die beiden Manager seien "ab sofort nicht mehr für die Knaus Tabbert AG" tätig, teilte das im niederbayerischen Jandelsbrunn ansässige Unternehmen mit. Dabei handelt es sich um Chief Operating Officer Werner Vaterl und Chief Sales Officer Gerd Adamietzki. Grund sind demnach die "strafrechtlichen Vorwürfe", die Knaus Tabbert seit dem Vortag erschüttern.
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass Polizei und Staatsanwaltschaft in Bayern mit 165 Einsatzkräften mehrere Büro- und Geschäftsräume sowie die Privatwohnung eines Tatverdächtigen durchsucht hatten. Ermittelt werde gegen drei Männer im Alter zwischen 57 und 71 Jahren wegen des Verdachts eines besonders schweren Falls der Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Landshut und des Polizeipräsidiums Niederbayern.
Die Ermittler beschlagnahmten bei ihrer Razzia elektronische Daten sowie viele schriftliche Beweismittel. Diese würden nun ausgewertet. Knaus Tabbert erklärte, man kooperiere vollumfänglich mit den Behörden.

Knaus-Tabbert hatte kürzlich die Produktion gedrosselt, das Unternehmen steckt in einer Absatzkrise.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die beiden Männer sollen Bestechungsgelder von Zulieferern kassiert und diesen im Gegenzug Vorteile bei der Auftragsvergabe zugeschanzt haben. Knaus Tabbert betonte, dass dem börsennotierten Unternehmen selbst kein Fehlverhalten vorgeworfen werde, sondern es selbst geschädigt sei. Die Höhe des Schadens ist demnach unbekannt. "Wir sind entschlossen, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um solche Ereignisse in Zukunft zu verhindern, einschließlich der Verbesserung der internen Prozesse und Kontrollen", hieß es in der Mitteilung.
Unternehmen kassiert mehrfach Umsatzziel
Schon vor den strafrechtlichen Vorwürfen gab es bei Knaus Tabbert personelle Turbulenzen in der Chefetage, erst in der vergangenen Woche hatte der große Aktionär Wim de Pundert die Doppelrolle von Vorstandschef und Finanzvorstand übernommen. Der Niederländer ist damit derzeit das einzige amtierende Vorstandsmitglied. Die Aufgaben der beiden entlassenen Vorstände werden laut Unternehmen vorübergehend von deren Mitarbeitern übernommen.
Abgesehen davon kämpft Knaus Tabbert mit einer schweren Absatzkrise, die Produktion am Firmensitz und in einem ungarischen Werk ruht derzeit mangels Nachfrage. So musste das Unternehmen eingestehen, dass das im Oktober ausgegebene Umsatzziel von 1,3 Milliarden Euro für 2024 deutlich verfehlt wird. Vorausgegangen waren bereits zwei Gewinnwarnungen.
Quelle: ntv.de, als/dpa/DJ