DAX preist Zinshoffnungen abrupt aus
Den DAX zieht es auch zur Wochenmitte nach unten. Die Abwärtsdynamik nimmt dabei zu: Nachdem er bislang rund 0,8 Prozent eingebüßt hatte, sind es nun weitere 0,8 Prozent. Der deutsche Börsenleitindex schließt mit einem Stand von 16.432 Punkten. Die Verluste werden im Handelsverlauf sukzessive ausgebaut, am Nachmittag kommen noch einmal ein paar Zähler durch die negative Wall-Street-Eröffnung hinzu.
In Davos ist EZB-Präsidentin Christine Lagarde den Erwartungen einer baldigen Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank entgegengetreten. In einem Interview mit Bloomberg TV am Rande des Weltwirtschaftsforums sagte Lagarde, die EZB müsse erst anhand von Daten erkennen können, dass die Inflation zu ihrem Zielwert von 2 Prozent zurückkehre, ehe sie den Sieg über die Inflation erklären könne.
Auch das Schwächeln der chinesischen Wirtschaft trägt zur schlechten Stimmung bei. Die Volksrepublik verfehlte im vierten Quartal mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von Oktober bis Dezember um 5,2 Prozent knapp die Erwartungen der Analysten. "Auch im neuen Jahr plagen die chinesische Wirtschaft Deflation und eine scheinbar nicht mehr enden wollende Schwäche des Immobiliensektors", so Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Anleger fürchten im Zuge dessen eine Nachfrageschwäche des zweitgrößten Rohölverbrauchers weltweit.
"Die Anleger werden vorsichtiger", kommentiert ntv-Börsenkorrespondentin Corinna Wohlfeil. "Zwei große Themen bestimmten heute das Geschehen: Zum einen schürten frische Konjunkturdaten Zweifel an Chinas Wachstumsstärke. Auf der anderen Seite verpuffen die Hoffnungen auf schnell fallende Zinsen", erläutert sie. "Das drückt die Stimmung der Anleger und damit auch den DAX. Der hat im November und Dezember aber auch 14 Prozent zugelegt."
Auf der Gewinnerseite im DAX stehen Munich Re, die mehr als zwei Prozent zulegen. Der Vorstand der Munich Re ist mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr sehr zufrieden. "Das war ein sehr gutes Jahr", sagte Vorstandschef Joachim Wenning auf einer Veranstaltung in München. Damit liege der Rückversicherer auch in seinem fünfjährigen Strategieplan bis 2025 weiter auf Kurs. Zudem haben die Analysten der UBS die Aktien auf die Kaufliste genommen.
Zalando fallen dagegen unter das bisherige Allzeittief von 17,01 Euro aus dem Oktober 2014. Der Kurs gibt rund 5,5 Prozent nach. Am Morgen hatte die Bank of America ihr Votum auf Neutral gesenkt. Die Analysten sehen bei Zalando eine Eintrübung des langfristigen Wachstumsprofils aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs durch Marken-Webseiten und die Wettbewerber Shein bzw. Temu. Ein zweistelliges Prozentwachstum erscheine nicht mehr erreichbar. Bei Zalando wächst nun auch die Gefahr einer DAX-Entnahme im März. Als mögliche Nachfolger gelten Lufthansa und Fresenius Medical Care.