Dow Jones schließt mit Minus Gamestop-Hype belastet US-Börsen
29.01.2021, 22:21 Uhr
Die Börsenaufsicht will sich nun die Spekulationen um Gamestop anschauen.
(Foto: REUTERS)
Die Woche endet an der Wall Street mit deutlichen Verlusten. Engpässen bei den Impfstoffen erschweren Prognosen zur Erholung der Weltwirtschaft, das nur moderat wirksame Vakzin von Johnson & Johnson ist nicht die gewünschte Beruhigungspille. Obendrauf sorgt der Gamestop-Hype weiter für Unruhe.
Das Tauziehen zwischen Kleinanlegern und Hedgefonds um die Aktien von Gamestop bringt die Wall Street zum Beben. Die Titel des Videospielehändlers schossen nach weiteren massiven Kauforders um bis zu 113 Prozent nach oben. Anleger gingen angesichts der hohen Kursschwankungen in Deckung: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel um rund zwei Prozent auf 29.982 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 fiel um 1,9 Prozent auf 3714 Punkte. Der Index der Technologiebörse Nasdaq tauchte um zwei Prozent auf 13.070 Punkte ab. Auch die Börsen in Europa gingen tiefer aus dem Handel und verbuchten den größten Wochenverlust seit Oktober.
Zur Verunsicherung bei den Investoren trug bei, dass der Covid-19-Impfstoff des US-Konzerns Johnson & Johnson (J&J) mit weltweit 66 Prozent eine vergleichsweise geringe Wirksamkeit aufweist. "Es ist zwar gut, einen anderen Spieler auf dem Impfmarkt zu haben, aber die Frage ist die Wirksamkeit. Die Sorge ist, dass das Vertrauen von Investoren und Verbrauchern erheblich geringer sein wird, wenn es viel weniger effektiv ist", sagte Sam Stovall, Chef-Anlagestratege beim Analysehaus CFRA Research. Aktien von J&J fielen um 3,6 Prozent. Die Papiere von Biontech legten hingegen 6,6 Prozent zu, die Titel von Moderna stiegen um mehr als 8,5 Prozent. Die von der Pharmakonkurrenz entwickelten Impfstoffe weisen eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent auf.
Börsianer warnten vor den Risiken der Gamestop-Kurskapriolen für das gesamte Finanzsystem. "Eine Schieflage bei Hedgefonds kann zu drastischen Verwerfungen führen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Nachdem mehrere Brokerhäuser auf Druck von Aufsichtsbehörden und Politikern ihre Beschränkungen für den Handel mit bestimmten Papieren wieder lockerten, legten die ebenfalls auf den Listen der Zocker stehenden Papiere von AMC Entertainment 53 Prozent zu, Koss Corp um 52 Prozent.
Der Gamestop-Kurs (heute plus 69 Prozent) war in den vergangenen zwei Wochen um rund 2000 Prozent gestiegen. Kleinanleger hatten Hedgefonds, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, mit konzertierten Käufen und den daraus resultierenden Kursanstiegen bei den entsprechenden Aktien dazu gezwungen, ihre Wetten aufzulösen. Die Spekulationen könnten noch eine Zeitlang für Unruhe sorgen. Vieles hänge davon ab, wie die Broker, Börsen und Aufsichtsbehörden reagierten, sagte Aktienstratege Christian Kahler von der DZ Bank. Die US-Wertpapieraufsicht SEC erklärte, sie beobachte die Vorgänge genau und werde die Sicherheit der Anleger sowie "faire, ordentliche und sichere Märkte" sicherstellen.
Aktien des US-Pharmaherstellers Biogen gewannen mehr als sieben Prozent, nachdem die Prüfungsphase für sein Alzheimer-Medikament von der Aufsichtsbehörde FDA um drei Monate verlängert wurde. Demnach soll nun erst Anfang Juni statt im März eine Entscheidung für eine mögliche Zulassung für das Mittel Aducanumab anstehen. Den Analysten von Jefferies zufolge sei das ein gutes Zeichen, da die Behörde nach der Anforderung neuer Daten noch intensiver auf eine Genehmigung hinarbeiten könne. Ein Gewinnrückgang im Quartal bei Honeywell schreckte die Anleger hingegen ab. Die Aktien des Mischkonzerns verloren 3,8 Prozent.
Quelle: ntv.de, mba/rts