"Schwarzes Gold" auf Rekordtief Ölpreis-Crash bringt Wall Street ins Taumeln
20.04.2020, 22:37 Uhr
(Foto: picture alliance/dpa)
Historischer Crash zum Wochenstart: Erstmals in seiner Geschichte stürzt der US-Ölpreis ins Minus. Der massive Tagesverlust von mehr als 200 Prozent schreckt die Anleger an der Wall Street auf. Die Folge: Auch andere Titel verlieren.
Ein massiver Einbruch des US-Ölpreises WTI hat zu Wochenbeginn für fallende Kurse an der Wall Street gesorgt. Dieser rutschte erstmals in negatives Terrain und markierte ein Rekordtief. Der globale Nachfrageeinbruch habe für derart volle Lager gesorgt, dass der Platz für neue Öllieferungen knapp werde, hieß es zur Begründung.
Es gebe kaum noch Lagerraum für die Ölflut am Markt, daher werde die Lagerung des im Mai zur Lieferung anstehenden Erdöls kostspielig. Dies habe zu massiven Verkäufen des Mai-Kontrakts geführt. Dazu kamen Bedenken in Bezug auf die jüngsten positiven Daten zur Ausbreitung des Coronavirus. Hier schwankte die Stimmung der Investoren zwischen der Hoffnung auf ein schnelles Wiederhochfahren der Wirtschaft und der Sorge, dies könnte zu früh kommen und eine neuerliche Infektionswelle nach sich ziehen.
Für Ernüchterung sorgten zudem desaströse Handelsdaten aus Japan. Die chinesische Notenbank hat zwar zum zweiten Mal in diesem Jahr ihre Leitzinsen für Kredite gesenkt, doch Volkswirte fürchten, dass die chinesische Wirtschaft möglicherweise länger als bislang erwartet braucht, um sich von den Folgen der Pandemie zu erholen.
Der Dow-Jones-Index verlor 2,4 Prozent auf 23.650 Punkte. Der S&P-500 schloss 1,8 Prozent tiefer bei 2.823 Punkten. Der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 1,0 Prozent auf 8.561 Punkte.
Saudis wollen offenbar schnell Fördermenge senken
Für den WTI-Ölpreis gab es zu Wochenbeginn kein Halten. Der bis Dienstag marktführende Mai-Kontrakt der US-Sorte brach um 231,4 Prozent auf minus 24,00 US-Dollar je Fass ein. Im Tagestief waren es minus 40,32 Dollar. US-Öl zur Lieferung im Juni fiel um 15,5 Prozent auf 21,15 Dollar. Europäisches Öl der Sorte Brent war für 26,16 Dollar je Fass zu haben - ein Abschlag von 6,8 Prozent.
"Nicht nur, dass die Nachfrage zum Stillstand gekommen ist, die Auswirkungen der Förderkürzungen durch die OPEC+ werden auch nicht rechtzeitig für die aktuelle Lieferung wirksam", so Phil Flynn, Marktanalyst bei Price Futures Group. Zwar hatten sich die wichtigsten Erdölförderländer zuletzt auf eine Senkung der Fördermenge geeinigt, um den Preis wieder nach oben zu bringen. Dies blieb aber weitgehend wirkungslos. Nach dem Ölpreis-Absturz hieß es aus Kreisen, Saudi-Arabien wolle möglichst rasch die tägliche Fördermenge senken und nicht erst, wie bislang geplant, im Mai.
Der Dollar zog zwischenzeitlich leicht an und profitierte damit von seinem Status als sicherer Hafen. Im Verlauf gab er die Gewinne dann aber wieder vollständig ab. Der Euro lag im späten US-Handel bei 1,0859 Dollar, nach einem Tagestief bei 1,0840 Dollar.
Netflix als Gewinner der Ausgangsbeschränkungen
Der Goldpreis legte zu. Die Feinunze erhöhte sich um 0,7 Prozent auf 1.695 Dollar. Die fallenden Preise für Industrierohstoffe deuteten auf eine scharfe Rezession hin. Daher bleibe Gold als Krisenwährung gesucht, hieß es am Goldmarkt.
Der Öl-Sektor im S&P-500 verlor mit den Turbulenzen am Ölmarkt 3,3 Prozent und war Tagesverlierer. Die Aktien von Occidental Petroleum fielen um 7,6 Prozent, Exxon Mobil büßten 4,7 Prozent ein und Chevron 4,1 Prozent. Die Titel von Halliburton gewannen nach anfänglichen Abgaben 0,7 Prozent. Hier stützen Zahlen für das erste Quartal, die über den Markterwartungen lagen.
Für die Netflix-Aktie ging es um weitere 3,4 Prozent nach oben. Das Unternehmen gilt als ein Profiteur der weltweiten Ausgangsbeschränkungen. Vor diesem Hintergrund sehen die Analysten von CFRA eine Chance für eine positive Überraschung im ersten Quartal hinsichtlich des Abonnentenwachstums. Die Zahlen werden am Dienstag nach Handelsende veröffentlicht. Gefragt blieben auch Pharmawerte mit der anhaltenden Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Die Aktien von Novavax stiegen um 24,7 Prozent.
DuPont legten gegen den Markttrend um 3,5 Prozent zu. Das Unternehmen betreibt Liquiditätssicherung durch eine Ausweitung des Kreditrahmens und einer Verschiebung von Ausgaben. Die kassierte Jahresprognose belastete nicht.
Quelle: ntv.de, jpe/DJ