Auch Persönlichkeit wichtigBei Miss Germany zählt nicht mehr nur Schönheit
Von Janna Linke
Mit nur 28 Jahren hat Max Klemmer das Familienunternehmen "Miss Germany" auf den Kopf gestellt. Für ihn ist klar: Schönheit ist mehr als das äußere Erscheinungsbild. Getrieben von dieser Überzeugung, setzte er sich gegen seinen Vater durch. Im Gespräch erzählt er, warum Gegenwind für ihn zum Erfolg dazugehört.
Max Klemmer hat als Geschäftsführer die fast 100 Jahre alte Miss-Germany-Tradition radikal umgekrempelt. Statt Schönheitsidealen stehen heute bei Miss Germany Verantwortung und Persönlichkeit im Vordergrund. Dafür nahm er Konflikte in Kauf - auch innerhalb der eigenen Familie.
Die Idee, das klassische Miss-Germany-Konzept zu verändern, führte in der Familie zu Spannungen. "Miss Germany war eigentlich immer gleich", beschreibt er. Frauen durften "nicht verheiratet sein, keine Kinder haben" und mussten dem Schönheitsideal entsprechen. Für Klemmer war diese Orientierung jedoch nicht mehr zeitgemäß. "Ich habe gemerkt, dass das, was in der Familie am Küchentisch abends gemeinsam besprochen wird, nicht so ganz das ist, womit ich mich wohlfühle."
Schließlich setzte er sich durch. "Ich bin dann zu Papa, Mama und Opa gegangen und habe gesagt, okay, ich habe jetzt ein Konzept, wir machen alles neu. Das ist jetzt eine Auszeichnung für Frauen, die Verantwortung übernehmen - oder ich bin raus", berichtet Klemmer im Gespräch. Das belastete den Familienfrieden, denn mit seiner Idee stellte er sich gegen den eigenen Vater, dessen Nachfolge er antreten wollte. In einem Pitch stellten beide ihre Konzepte gegeneinander vor - Max Klemmer gewann und übernahm fortan das Ruder.
Doch ohne das Eingreifen seines Großvaters, der selbst Miss Germany in den 1960er-Jahren mitgestaltete, wäre ein erfolgreicher Übergang kaum möglich gewesen. "Hätte ich meinen Opa nicht, der als Mediator zwischen meinem Vater und mir dabei war, wäre es vielleicht nicht gegangen", so Klemmer.
Mit dem neuen Konzept folgte der öffentliche Gegenwind. Doch für Klemmer ist das nichts Negatives. "Dann reibst du zumindest mal was und bringst Diskussionen in Gang", sagt er. Nach dem letzten Miss-Germany-Finale musste er erleben, wie heftig die Kritik ausfallen kann - mit Morddrohungen gegen die Gewinnerin Apameh Schönauer. Doch für Klemmer ist das ein Zeichen, dass Miss Germany in der Mitte einer wichtigen gesellschaftlichen Debatte steht. "Würde sich niemand für das interessieren, was wir machen, dann würden wir wirklich was falsch machen."
Mit Max Klemmer sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.