
Die "Kleine Teestube" ist ein Familienbetrieb mit jahrzehntelanger Tradition.
(Foto: LILL Social Mediakontor)
Früher verdient Cedric Horstmann sein Geld mit einer Plattform für Vorsorge und Nachlassverwaltung, jetzt mit einer Teestube auf Sylt. Idylle pur? Mitnichten. Im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" wird schnell klar, dass Gastronomie und Startups mehr Gemeinsamkeiten haben, als gedacht.
Cedric Horstmann hat das gemacht, wovon viele Startup-Gründer träumen, aber nur wenige wagen: einen radikalen Cut. Von Berlin nach Sylt, von KPIs zu Sahnetorten. Der einstige Tech-Unternehmer führt kein Startup mehr, sondern eine traditionsreiche Teestube. Eine Flucht vor dem Druck des Gründerlebens? Nein, eine bewusste Rückkehr zu den Wurzeln.
Doch der Schritt war eine Herausforderung, hat Kraft und Energie gekostet. Im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" wird schnell klar, dass sich hinter dem idyllischen Bild einer Teestube harte Arbeit versteckt: Horstmann muss alte Strukturen hinterfragen, Prozesse modernisieren, das Personal von Veränderung überzeugen - und gleichzeitig Stammkunden wie neue Gäste glücklich machen. In dieser Hinsicht haben Gründerszene und Gastronomie mehr Parallelen, als man denkt.
"Es war tatsächlich eine 180-Grad-Drehung", sagt der Unternehmer. "Nicht nur von Deadlines zu Tea Time, sondern auch von Berlin nach Sylt."
Zurück in die Heimat
Die Entscheidung, die Hauptstadt gegen die Nordseeküste zu tauschen, war keine berufliche, sondern eine familiäre. Die Teestube existiert seit Jahrzehnten, Horstmann ist darüber aufgewachsen. Sie gehört zur Familie: "Ich habe mich oft gefragt, ob ich es mir verzeihen könnte, wenn jemand anders sie übernimmt ... wahrscheinlich nicht."
Auch wenn seine Mutter betonte, er solle die Teestube nicht ihretwegen übernehmen, hatte Horstmann den unterschwelligen Wunsch, den Familienbetrieb zu behalten. Gemeinsam legten sie einen klaren Übergabeplan auf: sechs Monate testen, anpassen, entscheiden. Am Ende stand das Ergebnis, das er heute selbstironisch "Lean Teestube" nennt.
Startup trifft Schwarzwälder Kirschtorte
Horstmann hat seine Gründer-Denkweise mit nach Sylt und in die Gastronomie gebracht: Hypothesen aufstellen, validieren und nur beibehalten, was funktioniert. So entstanden neue Angebote wie vegane Sandwiches oder Espresso Martinis neben den klassischen Kuchenrezepten seines Großvaters. Auch digitale Prozesse hat er eingeführt. Mit Grenzen: "Daily Standups" mit dem Servicepersonal scheiterten am praktischen Alltag. "Die sahen darin keinen Mehrwert", sagt er im Podcast. "Vielleicht hatten sie recht."
Es ist dieser Pragmatismus, der dafür sorgt, dass Veränderungen am Ende akzeptiert werden. "Manchmal reicht es schon, eine Sahnemaschine drei Meter zu verschieben, um Widerstand auszulösen. Zwei Monate später will niemand mehr zurück."
Zwischen Inselkoller und erfülltem Alltag
Am Ende einer intensiven Sommersaison ist Horstmann "müde, aber erfüllt". Auf Sylt entscheidet das Geschäft von Ostern bis Oktober über Erfolg und Misserfolg. Und wenn es zu viel wird? Dann geht es für ein paar Tage nach Kopenhagen, um den Inselkoller loszuwerden.
Dennoch: Horstmann liebt den engen Kontakt zur Kundschaft. "Das ist 'Value Proposition' pur", sagt er. "Du servierst ein Stück Kuchen, der Gast beißt rein, grinst und sagt 'mega'. Diese Rückmeldung habe ich in keinem Pitch Deck bekommen."
Vom Tod zum Tee
Ganz kann er das Startup-Leben aber nicht loslassen. Mit einem Mitgründer betrieb er zuvor eine Plattform für Vorsorge und Nachlassverwaltung sowie den erfolgreichen Podcast "Heute hier, morgen Tod". Auch dieses Thema beschäftigt ihn nach wie vor: "Ich finde, man darf Vergänglichkeit nicht verdrängen. Es inspiriert, bewusster zu leben."
Und auch an neue Projekte denkt er bereits. Langfristig kann er sich weitere Teestuben in Großstädten vorstellen oder eigene Produkte für den Handel. "Aber Schritt für Schritt", sagt Horstmann.
Persönliche Transformation
Aus dem digitalen Gründer ist ein Gastgeber mit Herz geworden, der Tradition nicht nur bewahren, sondern bewusst weiterentwickeln will. Vielleicht ist das seine größte Erkenntnis: Startups und Kuchenbuffets sind sich ähnlicher als gedacht. "Es geht immer um Menschen. Und es geht immer weiter - nur manchmal eben auf Sylt, statt in Berlin."
Mit Cedric Horstmann sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.
Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.
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Quelle: ntv.de