Frage & Antwort

Frage & Antwort Heulen Wölfe wirklich den Mond an?

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(Foto: imago stock&people)

Vollmond und markerschütterndes Wolfsgeheul – im Film gehört das oft zusammen. Zu Recht? Ein Wolfsexperte erklärt, wie viel die Szene mit der Wirklichkeit zu tun hat und was das Jaulen bedeutet. Dabei zeigt sich: Familie geht Wölfen über alles.

Man kennt diese Filmszene: Am nächtlichen Horizont leuchtet ein riesiger Vollmond, davor zeichnet sich die Silhouette eines Wolfes ab und der heult, dass es dem Zuschauer durch Mark und Bein geht. Eine klassische Gruselkulisse. Doch reagieren Wölfe wirklich so auf den Mond?

"Nein", sagt uns Lucas Ende vom Nabu-Wolfsbüro in der Lausitz. "Wölfe heulen den Mond nicht an. Das ist ein Mythos." Und der Experte hat auch eine Idee, wie der entstanden sein könnte: "Wenn Wölfe beim Heulen den Kopf in den Nacken legen, kann das so aussehen, als würden sie zum Himmel schauen. Tatsächlich aber tun sie das, um eine bessere Reichweite zu erwirken."

Wölfe wollen nämlich, dass ihr Heulen über weite Strecken gehört wird. Es ist für sie ein Mittel zur Kommunikation, ganz unabhängig vom Mondzyklus. Wölfe heulen Tag und Nacht und zu jeder Jahreszeit. Je nach Situation richtet sich das Jaulen an andere Rudel oder aber an die eigenen Familienmitglieder – mit jeweils unterschiedlichen Botschaften. Für menschliche Ohren mag das immer sehr ähnlich klingen. Die Tiere aber wissen sehr wohl, worum es geht. "Wenn ein Rudel gemeinsam jault", sagt Ende, "kann das zum Beispiel entfernteren Wölfen signalisieren: 'Das hier ist unser Gebiet. Bleibt weg!'" Mit dem Heulen können die Wölfe also ihr Revier verteidigen.

"Essen ist fertig!"

Meistens jedoch wird es dem Nabu-Experten zufolge dafür genutzt, das eigene Rudel zusammenzurufen. Ein Wolfsrudel, das ist eine Familie: Ein Wolfspaar bekommt drei bis sechs Welpen, die mindestens zehn Monate bei den Eltern bleiben. In dieser Zeit lernen die Kleinen das Jagen und bilden soziale Kompetenzen aus. Bis sie als Jungtiere dann nach und nach abwandern, um eigene Rudel zu bilden, haben die Eltern bereits den zweiten Wurf zur Welt gebracht. Zu einem Rudel gehören daher sowohl die Welpen des einen Jahres als auch die Jungtiere des Vorjahres. Und eben das Elternpaar.

"Besonders oft rufen sich die Familienmitglieder in den Sommermonaten durch Heulen herbei", sagt Ende, "wenn die Jüngsten erst wenige Monate alt sind." Die Welpen bleiben nämlich zunächst mit einem älteren Geschwistertier an einem sicheren Ort, während die Eltern und die anderen Geschwister auf die Jagd gehen. Die Wölfe jagen zum Teil allein, zum Teil im Team. "Waren sie erfolgreich, bringen die Eltern die Beute zum sogenannten Rendezvous-Platz", erzählt Ende. "Dort trifft sich dann das ganze Rudel und die Beute wird geteilt." Auf gemeinsame Mahlzeiten also legen Wölfe Wert. Der Zusammenhalt im Rudel ist wichtig - für alle. Das zeigt sich nicht nur beim Fressen.

Ein Paar fürs Leben

"Hat sich ein Wolfspaar gefunden", berichtet Ende, "ist das eine lebenslange Partnerschaft. Da kommt nur noch der Tod dazwischen." Falls der vorzeitig eintritt, etwa weil ein Elterntier überfahren oder illegal geschossen wird, ist das für das gesamte Rudel problematisch. "Angenommen, der Vater stirbt und die Mutter hat junge Welpen", so der Experte, "dann ist vor allem die Mutter in der Pflicht, für die Ernährung der Welpen zu sorgen und sie durchzubringen. Zwar sind die Jungtiere vom Vorjahr durchaus eine Hilfe, aber es braucht eigentlich die ganze Familie, um die Welpen großzuziehen."

Dass eine solche Wölfin sich einen neuen Partner sucht, komme vor, sagt Ende, sei aber schwierig. "Da muss erstmal ein Wolf auftauchen, der der Wölfin passt, der geschlechtsreif ist und der auch noch frei ist. Und er darf ja auch nicht mit ihr verwandt sein." Verwandte werden zur Verpaarung fast immer gemieden. "Das geschieht nur in Ausnahmefällen, aus der Not heraus", weiß Ende. Der Verlust eines Elterntieres kann somit immer dazu führen, dass ein Rudel komplett auseinanderbricht und sein Revier aufgibt.

Übrigens: Im Unterschied zu Hunden bellen Wölfe nur sehr selten. Eines aber kann dem Nabu-Experten zufolge wie Bellen klingen: wenn junge Wölfe üben, zu heulen. Beherrschen sie diese Kommunikationsform irgendwann, dann hört sich das zum Beispiel so an.

Quelle: ntv.de

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