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Erfolg von indischer Sonde Warum wollen alle zum Südpol des Mondes?

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Indien macht den Auftakt: Der Südpol ist ein begehrtes Ziel.

Indien macht den Auftakt: Der Südpol ist ein begehrtes Ziel.

(Foto: IMAGO/UPI Photo)

Indien gelingt die Landung am tückischen Südpol des Mondes, während Russland scheitert. Ein globaler Wettlauf um den geheimnisvollen und begehrten Erdtrabanten nimmt an Fahrt auf. Doch warum lockt der Mond-Südpol so viele Weltraumnationen?

Russland wollte dort landen, aber scheiterte. Indien gelingt es nun. Und auch die USA und China planen Weltraummissionen zu einer besonderen Region auf dem Mond: seinem Südpol. Ganz anders als noch in der Zeit der bemannten US-Missionen des Apollo-Programms, welche in der Nähe des Mond-Äquators landeten. Am Südpol des Erdtrabanten ist eine Landung jedoch wesentlich schwieriger, denn das Gelände ist mit tiefen Kratern übersät. Warum zieht es die Weltraumnationen ausgerechnet dorthin?

Gelungen ist eine erfolgreiche Landung am Südpol überhaupt erst einer Nation: Indien. Am 23. August setzte Raumsonde "Chandrayaan-3" auf dem Mond auf. Sie hat den solarbetriebenen Rover "Pragyan" mit an Bord, der die Gegend um die Landestelle erkundet.

Wettlauf hat begonnen

Indien stahl damit der großen Weltraumnation Russland die Show: Auch die Russen wollten im August am Mond-Südpol landen. Doch die Mission scheiterte spektakulär: Die Sonde "Luna-25" schlug gut eine Woche nach ihrem Start auf der Mondoberfläche auf und zerschellte dort. Grund soll ein Problem mit einem Motor gewesen sein, der nicht rechtzeitig habe abgeschaltet werden können, wie die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mitteilte.

Auch China mischt beim Wettlauf zum Südpol mit: Im Mai 2024 soll der Lander "Chang'e 6" in der Region aufsetzen. Dort soll er Proben aus bis zu zwei Metern Tiefe sammeln und zurück zur Erde schicken. Die Nachfolge-Mission "Chang'e 7" soll 2026 einen Rover und sogar ein spezielles Fluggerät absetzen. Fliegend oder hüpfend soll es die Krater erkunden. Warum das Ganze? China plant eine bemannte Basis in der Südpolregion. Die Sonden sollen vorher das Terrain auskundschaften.

Die Supermacht USA will dem nicht tatenlos zusehen: Ende 2024 wird mit "VIPER" ein automatisches Fahrzeug zum Südpol des Mondes geschickt. Die mit Spannung erwartete erste bemannte Mondlandung seit mehr als 50 Jahren - "Artemis 3" - steuert ebenfalls den Südpol an. Weitere sollen folgen.

Immerwährende Dunkelheit in Kratern

Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Warum ist der Südpol des Mondes so interessant? Denn einfach ist es nicht, dort zu landen. Das Terrain ist viel stärker zerklüftet als die Äquatorregion, in der einst die Apollo-Astronauten aufsetzten. Aber gerade die Unregelmäßigkeit der Südpol-Landschaft macht sie interessant. Denn im Inneren einiger großer Krater herrscht immerwährende Nacht - seit Milliarden von Jahren drang kein Sonnenlicht mehr dorthin. Damit bleibt es dort stets unter 0 Grad. Und dort wird etwas sehr Kostbares vermutet: gefrorenes Wasser.

Bereits seit den 1960er Jahren wird über Wasser auf dem Mond spekuliert. Im Jahr 1998 konnte die NASA-Mission "Lunar Prospector" schließlich die Existenz von Wassereis an den Polen des Mondes nachweisen. Die höchste Konzentration davon fand sich am Südpol des Mondes. Im Jahr 2009 fand die NASA-Sonde "LCROSS", die am Mond-Südpol zum Absturz gebracht wurde, Wassereis unter der Oberfläche des Erdtrabanten.

Ursprung der Ozeane auf der Spur

Was macht Wasser so wichtig? Zum einen ist es aus wissenschaftlicher Sicht spannend, da es vermutlich vor langer Zeit von Kometen und Asteroiden auf den Mond gebracht wurde. Damit könnte es Erkenntnisse auch über den Ursprung der Ozeane auf der Erde liefern. Und sollte es sogar größere Mengen an Wasser in den schattigen Kratern des Südpols geben, könnte dies für weitere bemannte Missionen und sogar dauerhafte Basen auf dem Mond entscheidend sein.

Denn Wasser könnte als Trinkwasserquelle für Astronauten dienen sowie zum Anbau pflanzlicher Nahrung. Auch kann Wasser zur Kühlung von Habitaten und Geräten in den oft extrem hohen Temperaturen an den sonnigen Stellen des Mondes genutzt werden. Zudem könnte mithilfe von elektrischem Strom das Mondwasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden: Atemluft für Astronauten und Treibstoff für Raketen. Damit könnten bemannte Missionen noch tiefer in den Weltraum geschickt werden, etwa zum Mars.

Tankstelle für Weltraummissionen

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Der Mond könnte zur Tankstelle für Missionen ins Sonnensystem werden. Und am Südpol gibt es noch eine weitere Besonderheit, welche die Energiegewinnung einfach macht: Dort liegt der Shackleton-Krater, dessen Ränder aufgrund der besonderen Lage fast immer von Sonnenlicht beschienen werden. Mit Solarpaneelen könnte dort fast rund um die Uhr Strom erzeugt werden. Dieser könnte bemannte Missionen und permanente Raumstationen mit Energie versorgen und Strom zur Herstellung des Raketen-Treibstoffs liefern.

Übrigens: Nicht nur auf dem Mond gibt es gefrorenes Wasser außerhalb der Erde. Dieser für Leben, wie wir es kennen, entscheidende Stoff ist im ganzen Sonnensystem verbreitet. Etwa wird auf dem Jupiter-Mond Europa doppelt so viel Wasser vermutet, wie in den irdischen Ozeanen vorhanden ist.

Quelle: ntv.de

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