Alarmstimmung nach schwerer Pannenserie Russische Raumfahrt steckt in der Krise

Bei der Explosion einer Proton-Rakete Anfang Juli sind die Hoffnungen der russischen Raumfahrtbehörde in Rauch aufgegangen. Nicht nur die Raketen-Dauerbrenner sorgen offensichtlich für schwere Sorgen. Auch das russische Navigationsprojekt "Glosnass" scheint am Ende. Die Raumfahrtnation sucht nach Auswegen.
In der russischen Raumfahrt herrscht Alarmstimmung. Die jüngste Explosion einer Proton-Rakete in der kasachischen Steppe hat nicht nur Technik im Wert von mehr als 150 Millionen Euro zerstört, sondern auch die Hoffnungen der Raumfahrtbehörde Roskosmos. Besonders die Zukunft des Navigationssystems "Glosnass" steht in den Sternen.
Dabei gilt es als ambitioniertes Projekt der russischen Raumfahrtbehörde. Mit dem Programm will Russland eigentlich dem US-Marktführer GPS Konkurrenz machen. Es dient etwa als Frühwarnsystem für Vulkanausbrüche und Tsunamis. Bei der Explosion im Juli wurden drei moderne Satelliten für das Navigationssystem zerstört. Experten sehen das Milliardenprojekt jetzt am Ende.
Industrie sucht Ersatz für Proton-Raketen
Hinzu kommt das Raketen-Problem. Seit fast 50 Jahren sind Proton-Raketen im Einsatz. Etwa so lange wie die berühmten Sojus, die im All zuverlässig ihren Dienst verrichten. Experten schätzen die Proton-Rakete als leistungsfähig und preiswert. Sie gilt als Hauptkonkurrent der europäischen Lastenrakete Ariane. Und dennoch sucht die russische Raketenindustrie jetzt nach einem Ersatz.
Doch die Entwicklung der neuen Trägerrakete Angara stockt. Bereits 2010 sollte der Neuling ins All starten, der Termin wurde immer wieder verschoben. Derzeit ist der Erstflug für kommendes Jahr vorgesehen.
Russlands großer Verdienst für die Raumfahrt
Dabei hat Russland seinen Verdienst für die Raumfahrt bereits durch mehrere erfolgreiche Ereignisse unter Beweis gestellt. Die damalige Sowjetunion schickte den ersten Sputnik und den ersten Mann in den Weltraum. Mit der Kosmonautin Valentina Tereschkowa flog vor 50 Jahren die erste Frau ins All. Außerdem ist Russland das einzige Land, das noch Menschen zur Internationalen Raumstation ISS schicken kann.
Trotzdem dürfte auch die Europäische Weltraumbehörde Esa die letzte Raketen-Panne mit Sorgenfalten verfolgt haben. Schließlich wollen die Europäer in wenigen Jahren gemeinsam mit den Russen das milliardenschwere Projekt ExoMars starten - und mit einer Proton-Rakete ein Erkundungsfahrzeug Richtung Mars schicken.